Freitag, 8. Juni 2007

Tag 26 – 05.06.2007 – Amsterdam


- Kurz nach 9 Uhr bin ich an diesem Morgen aufgestanden, um das Frühstück nicht zu verpassen… die amerikanischen Weltenbummler hatten sich ihre Wecker auf halb zehn gestellt, lagen aber später immer noch im Bett, als ich mich schon auf den Weg machte – am Frühstückstisch konnte ich mich wieder einmal meiner Muttersprache bedienen, denn ebenfalls am Vortag angereist waren drei Abiturienten aus Mindeln bei Hannover… am interessantesten an unserer Unterhaltung war, zu erfahren, dass einer von ihnen seinen Zivildienst in Indien bei einer deutschen Hilfsorganisation leisten wird… derartiges war mir bisher nicht bekannt… das hätte mein Interesse sicher auch eher geweckt, als die Möglichkeiten hier zu Lande
- Nach dem Frühstück bin ich dann, den ADAC-Stadtplan immer griffbereit aufgebrochen… entlang der Kanäle bin ich stundenlang durch die Straßen und Gassen gegangen – von dem was ich bisher auf Bildern gesehen hatte, war ich von Amsterdam eigentlich wenig begeistert… deswegen wollte ich einen Tag meiner Rundreise nutzen, um diesen Eindruck wenigstens zu bestätigen… aber das Gegenteil war der Fall… wie schon am Vortag so beeindruckte mich die Stadt äußerst positiv… irgendwie sind alle Kanäle gleich und doch ist jeder anders… vor allem die Hausboot strahlen so eine Einfachheit aus… da sind moderne Hausboote, ziemlich heruntergekommene und einige, die dem Sinken nahe, aber liebevoll gepflegte Boote… vor allem letztere beiden dominieren das Bild – und genauso wie mit den Hausbooten verhält es sich auch mit den Häusern in der Stadt… einige sind hochmodern… manche werden einfach nur bewohnt und andere werden liebevoll gepflegt… immer mal wieder ist im Erdgeschoss ein kleines Geschäft untergebracht… so stieß ich völlig abgelegen auf einen Haustein laden mit deutschen Designerküchen… wer den dort finden soll, ist mir ein Rätsel – und natürlich nicht zu vergessen, sind im Stadtbild die Fahrräder… Gangschaltungen sind eine Seltenheit, da eh alles flach ist und so ist der Großteil der Fahrräder schon etwas betagt – auf den Plätzen und in den kleinen Straßencafes und –restaurants herrschte reges treiben… fasziniert haben mich vor allem die Trödelmärkte… sie sind eine Art „offline-Ebay“… es gibt dort durcheinander wirklich alles was man sich vorstellen kann… vom Gewürz, über alte Möbel, Handys, Kleidung, alte Spielzeugautos, Haushaltgeräte, Schmuck, DVDs und CDs, geschnitzte Figuren… einfach alles… allerdings ist es wohl fast zwecklos mit einem bestimmten Einkaufswunsch dort hinzugehen… man sieht tausend Sachen, aber etwas zu finden, ist wohl fast ein Ding der Unmöglichkeit – ein andere Punkt der für Amsterdam spricht… nirgendwo ist das (Mc Donalds) Eis preiswerter… ganze 35Cent kostete hier das einfache Softeis… auch die sonstigen Lebensmittelpreise sind sehr günstig… nur verständlich warum es gerade im Amerstdam so viele Menschen gibt, die von der Hand in den Mund leben
- Irgendwann am Nachmittag kam ich dann zum Anne-Frank-Haus und Museum… erst hatte ich vor mich anzustellen und die Ausstellung zu besichtigen, dann lies ich es aber doch, da ich zum einen mit Sicherheit noch einmal für mehrere Tage die Stadt besuchen werde und ich dann auch in aller Ruhe die Ausstellung anschauen kann… diesmal wären mir nur maximal anderthalb Stunden geblieben und ob das Museum bei diesem Andrang überhaupt angenehm zu besichtigen ist, war fraglich… so setzte ich mich vor einer Kirche in den Schatten und genoss noch etwas die Atmosphäre... auch suchte und kombinierte ich mögliche Zugverbindung für diesen Abend und die folgenden, meine letzten Tage der Reise… nach einer halben Stunde hatte ich endlich eine akzeptable Route gefunden… um 17:30 wollte ich von Amsterdam nach Paris und von dort aus mit dem Nachtzug nach Bordeaux fahren… ich setzte meinen Stadtrundgang Richtung Bahnhof noch etwas fort… dort in der Nähe angekommen versuchte ich noch einmal Gebrauch vom Internetzugang von Meyers-Rundfahrten zu machen… aber irgendwie hackte es diesmal ständig… ich hatte noch eine halbe Stunde bis zur Abfahrt Zeit… dachte ich… bis ich mithörte, wie der Mann neben mir zu seiner Frau „five to six“ sagte… gar nicht sofort realisierend, schaute ich erst nach einer Weile auf meine Handyuhr und stellte erschrocken fest, dass es wirklich bereits 18 Uhr war… ich hatte mich irgendwie um eine Stunde vertan… wie das passieren konnte, ist mir noch jetzt ein Rätsel… zumal ich mehrmals in den davorliegenden Stunden auf meine Uhr geschaut hatte… eine Teilschuld trägt auf jeden Fall die dämliche Analoganzeige meiner Handyuhr… meine älteren Handys hatten alle eine digitale Zeitanzeige… damit wäre mir das ganze sicher nicht passiert
- Nun ja… irgendwie musste es trotzdem weiter gehen und so beschloss ich erst einmal nach Brüssel zu fahren und dort nach einem freien Bett in einer Jugendherberge zu suchen… am Vortag hatte ich da eins gefunden, aber nicht gebucht, da ich eigentlich erst nach Bordeaux wollte – kurz vor zehn war ich dann in Brüssel… erst auf dem Fernbahnhof… aber die Nachtzüge waren wirklich alle schon weg… dann auf dem Stadtbahnhof… eine halbe Ewigkeit musste ich die Bahnhofsstraße entlang gehen, um endlich einen Internetzugang zu finden… er gehörte zu einem Hotel, in dessen Tür das Schild „No free Beds for tonight“ hing… und dieses Schild traf auch auf die Jugendherbergen zu, die ich online finden konnte
- Da der Bahnhof nicht sonderlich gemütlich aussah, sah ich mich nach noch verkehrenden Nahverkehrsverbindungen um… auf diese Weise stieß ich auf einen Zug, der von Brüssel bis Rotterdam und morgens wieder zurück fuhr… er brauchte für eine Strecke fast zwei Stunden und somit war ich schon mal fast vier Stunden komfortabel untergebracht… in Rotterdam musste ich bloß noch die Zeit von halb eins bis halb sechs tot schlagen – so bin ich dann also nach Rotterdam gefahren… der Bahnhof dort war aber schon geschlossen und so machte ich mich auf den Weg in die Stadt… irgendwie standen in Bahnhofsnähe nur Geschäfts- oder Hotelhochhäuser und gegen ein Uhr war die Atmosphäre dort wenig einladend… ich hätte bis zwei noch bei irgendeinem chinesischen Restaurant verweilen können, zog es dann aber doch vor noch einmal zum Bahnhof zu schauen… dort machte ich die glückliche Entdeckung, dass es einen Flughafenzubringer für den Amerstdam-Airport gab, der die ganze Nacht über fuhr… der Zug pendelte immer zwischen Rotterdam, Amsterdam und Uttrecht… für eine Strecke benötigte er ebenfalls fast zwei Stunden und so saß ich um ein Uhr schon wieder im Zug… gegen 2 und 4 Uhr kam ich dann in dieser Nacht noch zwei mal an Amsterdam vorbei… stieg später in Rotterdam wieder um Richtung Brüssel

1 Kommentar:

Danilo hat gesagt…

Hallo Weltreisender,

heute ist deine Karte bei uns angekommen. Vielen Dank dafür. Haben uns sehr gefreut.

Das mit deinen letzten Nächten klingt ja nicht so berauschend. Auf dem Bahnhof übernachten oder auf irgendwelchen Zugstrecken Unterkunft suchen ist sicher nicht das was du dir vorgestellt hast. Du hast unser Bleileid. Aber anscheinend war es ja in Amsterdam sehr schön. Das ist ja die Hauptsache.

Dann genieße mal fein noch die letzten Tage deiner Reise und komme uns gesund wieder zu Hause an.

LG,
Danilo und Romy

PS.: Wenns mit deinen Schuhen so schlimm ist, dann hättest du dir doch in Amsterdam paar Holzschuhe kaufen können :-)