Donnerstag, 31. Mai 2007

Tag 19 – 29.05.2007 – Dublin/Oslo


- an diesem Morgen wollte ich um acht aufstehen, um am Vormittag noch mit der anderen Deutschen... ihr Name fällt mir heute, einen Tag später, schon nicht mehr ein… zusammen das Rathaus anzuschauen und ins Irische National Museum zu gehen…die Kanadierin brach schon kurz vor sieben, laut meiner Handyuhr, auf… ich war mal wieder im Zweifel, ob ich meinen Wecker richtig gestellt oder die Stunde Zeitunterschied in die falsche Richtung addiert bzw. subtrahiert hatte… in der Annahme, es würde schon passen, schlief ich weiter… 20 Minuten nach sieben meiner Zeitrechnung wachte ich wieder auf… diesmal in der festen Überzeugung meinen Wecker doch falsch gestellt zu haben… meine Zimmernachbarin stimmte dem zu… und so machten wir uns zum Aufbruch fertig… kurz bevor wir dann gingen, kam dann irgendwie heraus, dass ich mich doch nicht geirrt hatte und somit waren wir anstatt zu spät über eine halbe Stunde zu früh aufgestanden
- mit uns auf den Weg in die Stadt machte sich dann auch Kevin, der Afro-Amerikaner aus unserem Zimmer… trotz Frühstück waren wir durch das frühe Aufstehen sehr zeitig in der Stadt und somit auch zu früh am Rathaus… Führungen waren erst ab 10 Uhr möglich und so begnügten wir uns damit, das ganze Areal von außen anzuschauen… ich hatte dies zwar schon am Vortag gesehen, aber meine zwei Begleiter noch nicht – da sämtliche andere Museen ebenfalls noch geschlossen hatten, warteten wir solange, in dem von mir am Vortag schon besuchten Park… anschließend sahen wir uns das irische Nationalmuseum für Geschichte und Archäologie an… von meiner Seite aus hätten wir uns dafür etwas mehr Zeit nehmen können… mehr als anschauen der Exponate war nicht drin… dafür besuchten wir gleich im Anschluss noch die National Galerie… diese besteht aus verschiedensten Exponatgruppen… unter anderem einer Portraitsammlung von historisch bedeutenden irischen Persönlichkeiten
- nachdem wir auch dieses Museum wieder verlassen hatten, verschafften wir uns gemeinsam noch einen Eindruck vom Universitätsgelände, ehe sich unsere Wege wieder trennten… Kevin wollte sich auf Jobsuche begeben… er hatte ein halbjähriges Arbeitsvisum für Irland… und meine Landsfrau wollte sich noch weiter an der Universität informieren – ich holte mir noch etwas zum Mittag und machte mich auf die Suche nach einem günstigen Bus zum Flughafen… anstatt des 6€-Airportbusses sollte es noch andere günstigere Verbindungen geben… eine entsprechende Haltestelle konnte ich dann auch finden, musste aber noch eine halbe Stunde auf den Bus warten… erst 13:30 sollte dieser abfahren und 40 Minuten bis zum Ziel brauchen…. er kam fast pünktlich, aber die fahrt dauerte… 15:25 sollte mein Flug gehen und ich wusste weder wo, noch bis wann ich einchecken musste… aus Erfahrung der letzten Flüge vermutlich bis 14:45… kurz nach halb drei war der Bus dann endlich da… ich stürmte die Eingangshalle und suchte nach meinem Schalter… der hatte noch offen… Erleichterung… im Bus hatte ich meine Kamera samt Objektiv schon wieder meinem Rucksack entnommen… nur um sicher zu gehen, falls der wieder gewogen wird… bei meinem Vordermann war das auch der Fall, mir aber blieb es erspart – erstes Hindernis genommen… nun war als Boardingzeit 14:55 angegeben… vor der Sicherheitskontrolle stand eine ewig lange Schlange… zum Glück konnte ich als erster durchschlüpfen, als weiteres Sicherheitspersonal zur Kontrolle hinzugezogen wurde… diesmal dauerte es aber etwas bis ich endlich alle Metallgegenstände aus meiner Hose entfernt hatte… an den Gürtel hatte ich gedacht… aber das einzelne Geld, das Handy… jedes Mal ein piepsen… ich hätte auch vielleicht daran gedacht, wenn ich nicht diesmal extra wieder mein Notebook aus dem Rucksack auspacken musste… doch war das noch nicht die Spitze des Eisberges… als ich endlich durch die Sicherheitsschleuse war, wartete da eine nette Dame und begann Fach für Fach meinen ganzen Rucksack auszupacken… und das in einer Seelenruhe… als mir endlich klar wurde, dass sie nicht Stichprobenartig vorging, sondern wirklich jedes Fach bis aufs letzte ausräumte, ging ich ihr zur Hand, um den Vorgang zumindest etwas zu beschleunigen… trotzdem kam es mir ewig vor… ich stopfte anschließend alles so schnell als möglich wieder hinein und rannte dann zum Gate… das war besonders angenehm, da ich wegen des Rucksackgewichtes sowohl meine Fleece- als auch meine Regenjacke anhatte… und da der Flughafen in Dublin umgebaut und erweitert wird, betrug der Weg zu meinem Gate ungefähr 500-800 Meter… völlig durchschwitzt kam ich dort an… anschließend hatte ich natürlich mehr als genug Zeit, denn das Boardinggate öffnete viel später als angegeben… aber davon konnte ich zuvor schlecht ausgehen
- der Flug an sich war dann wieder sehr angenehm… die Crew war äußerst locker drauf… das Besatzungsmitglied, welches die Ansagen zum Verhalten im Notfall machte, bekam währenddessen fast einen Lachkrampf und musste erstmal seitlich verschwinden, um seinen Kollegen nicht länger beim Vormachen der Sicherheitsanweisungen zuzusehen – auch mein Sitznachbar war sehr nett… er war Norweger und hat einen Freund, der mehrere Jahre in Freising als Europamanager eines Pharmaunternehmens tätig war… zusammen mit Frau und zwei weiteren Ehepaaren war mein Sitznachbar auch zum ersten Mal in Irland gewesen
- im Gegensatz zu ihm konnte ich nach Landung wieder an allen Gepäckbändern vorbeilaufen… sehr angenehm… allerdings musste ich mich dann erstmal auf die Suche machen, wie ich am einfachsten und schnellsten zum Hauptbahnhof nach Oslo kam… er Flughafen schien wieder sehr weit außerhalb zu sein und Bahnanschluss gab er auch keinen direkten… die nette Dame an der Reiseinfo verwies mich dann auf den Airportbus… auf meine Rückfrage, ob dieser kostenlos sei, sagte sie ich könnte mit Mastercard zahlen… darauf hin steuerte ich zielstrebig an diesem Bus vorbei zum nächsten vom örtlichen Verkehrsverbund… der Bus fuhr zum nahe liegenden Bahnhof von Sandefjord und denn von dort aus konnte ich wieder mein Interrail-Ticket nutzen… als ich dem Busfahrer meine Mastercard entgegenstreckte und ihm sagte, dass ich kein Bargeld hatte, war er so freundlich mich umsonst mitzunehmen… schönes Land, dieses Norwegen J
- so kam ich schnell zum örtlichen Bahnhof… musste dann noch eine halbe Stunde auf den nächsten Zug warten… und fuhr immerhin noch über eine Stunde, bis ich endlich in Oslo auf dem Bahnhof war… bis zur Zugabfahrt hatte ich dann trotzdem noch eine weitere Stunde Zeit und zu meinem Erstaunen, konnte ich sogar im Bahnhof einen kostenlosen Hotspot finden und so endlich mal wieder mein Blog aktualisieren… kurz nach 23 Uhr gings dann im Nachtzug weiter in Richtung Bergen

Tag 18 – 28.05.2007 – Belfast/Dublin


- nachdem ich im Morgengrauen schon zwei Mal auf meine Handyuhr geschaut hatte, stand ich gegen sieben endlich auf… so wie ich war und mit Rucksack verließ ich das Zimmer und suchte im Gang nach einem Bad mit Waschbecken… Fehlanzeige… also musste ich meine ganze Morgentoilette per Dusche vollziehen… etwas umständlich, aber machbar, wie ich jetzt weiß
- an der Jugendherbergsrezeption fragte ich gleich, welches Museum an diesem Tag, Pfingstmontag geöffnet hatte… mir schwante schon böses und so war es denn auch… „Bank Holiday“… alle Museen geschlossen… die Geschäfte paradoxerweise aber trotzdem geöffnet… die Bahn verkehrte auch wie an Werktagen und so hatte ich noch bis halb elf Zeit – immerhin die Sonne schien und so machte ich mich in Richtung der Hafendocks seitlich des Stadtzentrums auf… wie in Dublin so war auch hier das ganze Areal neu gestaltet worden oder teilweise noch im Umbruch… auf diesem Gelände war die Titanic gebaut worden… aus späterer Zeit standen hier auch noch zwei überdimensionale Rollkräne der Harland & Wolff Werften… einst von Krupp gefertigt, überragen sie alles in der Stadt – an dieser Stelle sei für Interessierte auf vermerkt: ebenfalls in Belfast wurde der legendäre De Lorean DMC-12 produziert, welcher durch die Filmtrilogie „Zurück in die Zukunft“ Kultstatus erreichte (Quelle: Wikipedia)
- gegen 10 Uhr ging ich dann wieder zurück in Richtung Bahnhof… das moderne Hafenviertel, als auch der Universitätsstadtteil hatten mein Belfast-Bild inzwischen aufgehellt… trotzdem ist es keine Stadt, die ich touristisch empfehlen würde und schon gar nicht möchte ich selbst da leben… so war ich froh als es wieder Richtung Dublin ging
- wie fast schon zur Regel geworden, war das Wetter in Dublin bei meiner Ankunft wieder schlecht… nein, diesmal war es nicht schlecht sondern miserabel… es regnete nicht… es hagelte… ich hatte sowieso überlegt an diesem Tag noch mit dem Zug, die Ostküste der Insel entlang Richtung Süden und wieder zurück zu fahren… dies soll die schönste Bahnstrecke Irlands sein und die wollte ich mir nicht entgehen lassen… glücklicherweise hörte der Hagel aber schnell auf und so beschloss ich, mich erst noch etwas in Dublin umzuschauen… plötzlich war auch blauer Himmel und Sonnenschein – aus Erfahrung fragte ich gleich an der Bahnhofsinformation, ob das Irish National Museum an diesem Feiertag geöffnet hat… „ja“ hieß es und so machte ich mich auf den Weg… dort angekommen stand ich vor verschlossenen Türen „Closed on Monday and Bank-Holidays“… super… der nächste Schauer zog über mich hinweg, aber blauer Himmel war schon wieder in Sicht und so erkundete ich einen Park in der Nähe… sehr schön angelegt… mit vielen Denkmälern… eines davon 1997 von Roman Herzog eingeweiht: in Dankbarkeit für die Hilfe des irischen Volkes für deutsche Kinder nach dem zweiten Weltkrieg – ich traf im Park auch zwei Mal auf andere Deutsche, die gerade hier Urlaub machten... wir unterhielten uns kurz, dann ging ich weiter… ich kam dann noch an der St.Patricks Kathedrale und dem Rathaus vorbei… bei letzterem waren aber alle Führungen für diesen Tag ausgebucht und so ging ich langsam wieder Richtung Bahnhof
- dort angekommen herrschte Chaos… an der Anzeige auf dem Bahnsteig wurden immer die drei nächsten Züge angezeigt… die Reihenfolge änderte sich aber ständig… und letztlich kam kein Zug… zwei Regionalzüge und ein Fernzug wurden erwartet… nachdem alle Fahrgäste der Regionalzüge auf einen anderen Bahnsteig gelozt worden waren, kam der Zug doch an unserem Bahnsteig an… anschließend verschwand der Fernzug völlig von der Anzeige, kam aber dann mit 40-minütiger Verspätung doch noch – eigentlich wollte ich mir in aller Ruhe die Küste anschauen und nebenbei etwas essen… der Zug war aber restlos überfüllt und ich konnte mich schon glücklich schätzen einen Sitzplatz erwischt zu haben… gelegentlich sah ich zwischen den stehenden Reisenden hindurch das Meer.. schien wirklich eine schöne Strecke zu sein… schade dass ich nicht mehr davon mitbekam – mit der Zeit leerte sich der Zug dann etwas, aber da war ich bereits an der Station angekommen, an der ich aussteigen und den Gegenzug zurück nehmen wollte… als ich aber auf dem Bahnsteig stand, sah ich, dass die Strecke nur eingleisig weiterführte… ich ging zum Lokführer und fragte, ob auch der weitere Streckenverlauf sehr sehenswert sei… dieser bejahte und so nahm ich doch wieder im Zug Platz… zum Glück… denn wenn auch nicht direkt an der Küste entlang, so war doch auch dieser Teil der Strecke sehr idyllisch… an der Endstation in Gorey konnte ich gleich Sitzen bleiben und gut 20 Minuten später ging es in umgekehrter Richtung zurück
- kurz nach 22 Uhr war ich somit wieder in Dublin und machte mich auf zur Jugendherberge… die einzige in der ich während meiner Reise zwei Mal Station mache… und dieses Mal bin ich auch gleich zur Richtigen gelaufen – im Zimmer angekommen, herrschte dort schon eine rege Unterhaltung… eine Kanadierin, eine Deutsche, ein in den USA lebender Afrikaner und ein Franzose bildeten die vielseitig interessierte Runde… noch bis gegen eins wurde über alles mögliche gesprochen… es folgte der Tiefschlaf

Tag 17 – 27.05.2007 – Dublin/Belfast


- um acht Uhr begann ich diesen Tag… ich packte wieder alle meine Sachen zusammen… der Rest des Zimmers schlief noch… dann ging’s zum Frühstücken
- wie schon am Vortag regnete es in Strömen… da mein Zug nach Belfast aber erst um 10 Uhr abfuhr, hatte ich noch Zeit und beschloss trotz des Wetters entlang der Docks zu laufen… wie ich schon gelesen hatte, waren die Docks links und rechts des Liffey komplett neu gestaltet worden und viele Banken und andere große Firmen haben sich mit modernen Neubauten angesiedelt… sehenswerter wäre das ganze sicher bei schönem Wetter gewesen, aber das lies sich nun mal nicht ändern… kurz nach zehn Uhr saß ich eh schon wieder im Zug… die Landschaft auf dieser Strecke war etwas hügliger… oder kam mir zumindest so vor
- kurz nach 12 Uhr war ich bereits in Belfast… gleich am Bahnhof konnte ich mir wieder einen Stadtplan beschaffen und so machte ich mich sofort in Richtung Innenstadt auf… meine erstes Augenmerk lag dabei allerdings weniger auf Sehenswürdigkeiten als viel mehr auf der Suche nach einer Sport-Bar oder einem Pub mit Fernseher… ich wollte mir den Formel1 Grand-Prix von MonteCarlo anschauen… vor zwei Wochen war ich noch selbst da und konnte die Vorbereitungen sehen… nun wollte ich auch live den Rennverlauf verfolgen – schon nach kurzer Zeit fand ich einen Pub, in dem das Rennen zu sehen war… neben mir am Tisch… wie sollte es anders sein… ein deutsches Ehepaar… sie waren aus Berlin und verbrachten das Wochenende in Belfast – das Rennen verlief dann nicht so spannend wie erhofft… auch hatte Ferrari diesmal leider keine wirkliche Chance gegen Mercedes und so gewann Fernando Alonso vor Lewis Hamilton und Felippe Massa
- nach dem die Fürstenfamilie die Trophäen überreicht hatte, machte ich mich wieder auf, die Stadt weiter zu erkunden… sehr sehenswert sollte das Rathaus sein… aber es war Sonntag und somit nicht für Führungen geöffnet… immerhin war davor ein internationaler Markt mit Spezialitäten aus verschiedensten Ländern… allerdings auch zu „speziellen“ Preisen… eine deutsche Bratwurst sollte 3£ und der halbe Liter Bier 3,20£ kosten… da ich kurz zuvor etwas gegessen hatte, viel mir der Verzicht an dieser Stelle nicht schwer
- da sich das Sightseeing angesichts des Sonntages schwierig gestaltete, wollte ich mich in der Touristeninfo befragen, welche Museen geöffnet haben… außen am Gebäude prangte eine großes Schild „24-h Info“… damit gemeint war aber keine kompetente Beratung, sondern ein Bildschirm den man mittels Touchscreen befragen konnte… normalerweise zumindest… an diesem Tag zeigte er entweder einen Bildschirmschoner oder, so bald man ihn berührte, eine Fehlermeldung… grandios… also blieb mir nichts anderes übrig, das Stadt-Info-Heft vom Bahnhof genauer zu studieren… das Ergebnis war ernüchternd: nahe zu alle Museen hatten Sonntags geschlossen… wirklich unverständlich vor allem, da die Geschäfte geöffnet hatten… nun ja… so beschloss ich einfach so weiter durch die Stadt zu laufen und mir zumindest die berühmtesten Bauwerke anzuschauen und allgemein einen Eindruck von der Stadt zu bekommen… immerhin einige Kirchen konnte ich betreten… wobei ich in die am meisten empfohlene St.Anne Kathedrale nur hineinschlüpfen konnte, da zuvor eine Trauung stattgefunden hatte.... diese und auch die anderen Kirchen waren schön gestaltet, aber hatten in meinen Augen nichts außergewöhnliches – meine Wege führten mich dann am Theater vorbei Richtung Jugendherberge… inzwischen hatte es auch hier angefangen zu regnen und abgesehen davon, dass in der Stadt nichts los war, konnte sie mich auch optisch keinesfalls beeindrucken… bis auf die erwähnten Gebäude, gab es nur noch einen Uhrenturm, der ebenfalls schon älter war… alle anderen Gebäude waren irgendwann im 20.Jh. erbaut und hatten meist nur die Ausstrahlung von Funktionsbauten
- die Übernachtung hier kostete erfreulicherweise nur 9£, also ca. 14€… dafür war man aber in einem Sechsmannzimmer untergebracht, in dem drei Doppelstockbetten, ein Waschbecken und ein Fenster, in Größe eines Fernsehers, auf 10m² untergebracht waren… hier konnte ich mir einen Eindruck verschaffen, wie man sich wahrscheinlich in einer Gefängniszelle fühlt
- nachdem ich mein Bett in der Jugendherberge bezogen hatte, machte ich mich nochmals auf den Weg… ich wollte noch den Stadtteil nördlich der Jugendherberge, rund um die Universität erkunden… immerhin dieses Gebiet war etwas sehenswerter… die meisten Universitätsgebäude stammen aus dem 16.Jh., einige sind erst Anfang des 20 Jahrhunderts hinzugekommen… dementsprechend sind auch die meisten umliegenden Straßenzüge schon älter und schöner anzusehen… auch der Universitätspark mit seinem Tropenhaus ist schön angelegt und sehr gepflegt - von dort aus wollte ich zum Fluss, um an dessen Ufer entlang Richtung Zentrum zu laufen… wie ich aber am Flussufer ankam, viel mir gleich eine Gruppe von wahrscheinlich fünf Jugendlichen in ca. 150m Entfernung auf… die waren mir vom ersten Augenblick an nicht geheuer und als ich sah, dass sie vorbeifahrende Autos belästigten, trat ich gedanklich schon den Rückzug an… allerdings wollte ich das auch nicht zu auffällig gestalten und da sie sich gerade in die von mir abgewandte Richtung bewegten, versuchte ich hinter einem Baum zu warten… diese Idee gab ich auch, als sie begannen in meine Richtung zu gehen… ich setzte mich prompt in Bewegung, überquerte die Uferstraße wieder und steuerte Richtung der Treppe, über die ich gekommen war… ich hatte sie noch nicht ganz erreicht, da schlitterte neben mir bremsend ein Fahrrad vorbei und herunter sprang eine Art Menschenaffe… rein äußerlich ähnelte er einem Menschen… sein Verstand entsprach aber eher dem eines Schimpansen… er ließ sein Fahrrad liegen, kam auf mich zugestürmt und fragte unentwegt, was ich fotografiert habe (meine Kamera hatte ich umhängen, sämtliches anderes Gepäck hatte ich auch bei mir)… ich tat so, als würde ich ihn nicht verstehen, kein Englisch sprechen und sagte ihm ein paar mal auf Deutsch, dass ich im Urlaub sei… er sprang leicht geduckt neben mir hin und her und wiederholte unentwegt seine Frage… ich besann mich dann ihm zumindest ein englisches Wort zu offenbaren und antwortete ab dem Zeitpunkt auf alles nur noch mit „vacation“… so richtig wollte ihm das auch nicht passen und er wollte meine Kamera haben… um diesen Anspruch durchzusetzen sprang er weiter um mich geduckt um mich herum, ballte seine rechte Faust und deutete an, mich damit schlagen zu wollen… ich wiederholte für ihn währenddessen immer mein „vacation“ und versuchte mich weiter Richtung Treppe und dann selbige hinauf zu bewegen… Wohl war mir in dem Moment bei weitem nicht zu Mute, aber mehr Angst als vor ihm hatte ich eigentlich vor der restlichen Schar… nachdem wir schließlich beide oben an der Treppe angekommen waren und seine Versuche bisher erfolglos waren, versuchte er noch beschwichtigend mit seiner andren Hand auf seine geballte Faust und anschließend auf mich zu deuten… was genau während der ganzen Zeit in mir vorging weiß ich nicht… ich weiß nur, seine Faust war nicht so bedrohlich, wie die Sorge um meine Kamera und das Notebook… jedenfalls blieb ich bei meinem „vacation“ und versuchte mich weiter die Straße entlang zu bewegen… glücklicherweise, scheute er offensichtlich davor zurück wirklich physische Gewalt zu gebrauchen und so ließ er mich letztlich weiter schimpfend davonziehen… kaum aus seiner Nähe entschwunden, beschleunigte ich meinen Gang, so sehr es denn mit diesem Gewicht ging… ich blickte mich noch einige Male um, aber seine „Freunde“ schienen nicht mehr zu kommen... so ging ich denn ziemlich erleichtert, da wieder unter andere Menschen, den Weg den ich gekommen war zurück
- ich hatte mir vorgenommen, an diesem Abend endlich mal wieder ins Kino zu gehen… ich habe keinen einzigen Film auf meinem Notebook und hatte außer dem Championsleague-Endspiel und dem Formel1-Rennen seit über zwei Wochen keine bewegten Bilder mehr gesehen... Entzugserscheinungen – die Filmauswahl im Universitätskino hatte mir nicht behagt, aber auch im Kino in der Stadt tat ich mich ziemlich schwer… „Fluch der Karibik – Teil 3“ hatte bereits begonnen, als ich ankam und die anderen Filmtitel waren mir unbekannt… auch nachdem Durchlesen der Kurzbeschreibungen war ich nicht entschlossener und so verließ ich das Kino wieder… wollte schon den Heimweg antreten… draußen aber fiel mir ein Filmplakat ins Auge, auf dem von einer Golden Globe und dem „besten Score“ die Rede war… bei dem Film handelte es sich, um „The Painted Vail“, die Verfilmung einer Novelle von W. Somerset Maugham… Produzenten und in den Hauptrollen: Edward Norton und Naomi Watts… da ich mir Filme teilweise schon nur durch den Soundtrack gefallen, entschloss ich mich also, diesen Film anzuschauen… eine Entscheidung, die ich auch nicht bereut habe... der Film ist sicher kein Kassenschlagen, aber doch sehenswert
- anschließend… es war mittlerweile nach 23 Uhr… ging ich direkt zurück zur Jugendherberge… diese war eh nur drei Straßenecken vom Kino entfernt… ich freute mich schon auf mein Bett… doch mit entsetzen musste ich feststellen, dass selbiges schon belegt war... irgendjemand lag in dem Bett, dass ich selbst bezogen hatte… ich wäre nicht so entsetzt gewesen, wenn noch andere neue Betten frei gewesen wären… aber bis auf eines, waren alle Betten belegt und in diesem hatte offensichtlich schon jemand eine Nacht verbracht… es war ganz sicher nicht frisch bezogen… nach kurzer Überlegung breitete ich die Decke über das ganze Bett aus und legte mich voll angekleidet in Rückenlage darauf… so konnte ich wenigstens schlafen, denn eine andere Alternative gab es hier nicht

Dienstag, 29. Mai 2007

Tag 16 – 26.05.2007 – Cork/Dublin


- an diesem Morgen hatte ich mir keinen Wecker gestellt… ungünstiger Weise hatten meine Zimmergenossen aber die Vorhänge zugezogen und waren alle extreme Langschläfer… diese Spezies hatte ich bisher kaum angetroffen… die meisten Gäste in den Jugendherbergen rafften sich spätestens halb neun aus ihren Betten… nun ja – an diesem Tag jedenfalls wurde ich erst halb zehn wach… viel später als geplant, denn eigentlich wollte gegen 9 Uhr loswandern… ich beeilte mich, so gut es ging und so war ich kurz vor 10 Uhr mit Sack und Pack wieder unterwegs
- am Tag zuvor hatte ich auf einer Ansichtskarte die Burgruine von Barnley gesehen… eine Touristenattraktion nur 7km von Cork entfernt… ich hatte beschlossen diese Strecke zu wandern, denn diese Distanz war schließlich nur ein Bruchteil dessen, was ich tagtäglich in den Innenstädten absolvierte… der Herbergsvater hatte mir eine „etwas längere, aber schönere Route“ erklärt… die Strecke, die sich bei nochmaligem Fragen unterwegs noch leicht änderte, war wirklich sehr schön… allerdings brauchte ich reichliche zwei Stunden bis zum Ziel… trotz sehr straffen und teils beschwerlichen Schrittes… hier wurde mir auch bewusst, dass es doch noch ein Unterschied ist, ob man sich mit diesem voll bepackten Rucksack in Städten und somit meist fast im Ebenen aufhält oder ob man damit ständig Berg auf und Berg ab unterwegs ist – mein Weg führte mich erst entlang einer schmalen Straße, an deren Rand in größeren Abständen die Stationen des Leidensweg Christi’s auf jeweils einem Stein an einer Mauer dargestellt waren… etwas später kam ich dann durch zwei kleinere Dörfer… dabei kam ich erst an zwei Grundstücken mit offenen Eingangstoren vorbei… in der Einfahrt lag jeweils ein großer Hund, der sich durch meine Anwesenheit nicht im geringsten Stören lies… ganz anders drei später folgende Grundstücke… die Einfahrtstore waren jeweils geschlossen und dahinter schoss irgend ein kleines Hundefell auf und ab und bellte und kläffte noch Minuten nachdem ich das Grundstück passiert hatte
- Blarney Castle selbst war den Weg wert… von der früheren Burg war der gesamte Hauptteil, ein großer, fast viereckiger Wohnturm noch erhalten… über zwei Wendeltreppen konnten alle Räume des Turmes erklommen werden… einzig das Dach und die ehemals hölzernen Decken zwischen Hauptwohnraum, Speisesaal und Kapelle fehlten – auf dem obersten Rundgang des Turmes standen die Besucher an, um auf dem Rücken liegend kopfüber die Turmwand zu küssen… dabei wurden sie für Trinkgeld von einem Mann festgehalten und außerdem fotografiert… das Foto konnten sie dann auch noch erwerben – wer auch immer sich diesen Schwachsinn hat einfallen lassen, verdient daran jedenfalls sehr gut… das Prinzip werde ich mir merken… wenn man schon mal eine Touristenattraktion vermarktet, dann erfindet man einfach noch einen völlig absurden Schwachsinn dazu aus, fotografiert die Besucher dabei und verkauft die Fotos für teuer Geld
- In der Burg und dem umliegenden Gelände habe ich mich reichlich zwei Stunden aufgehalten… inzwischen hatte es begonnen zu regnen… ich hatte einen Einheimischen nach dem kürzesten Weg zurück nach Cork gefragt, traf an der ersten Ecke aber an einen gerade haltenden Bus und zog diesen dann dem Fußmarsch vor
- In Cork angekommen blieben mir bei dem Regemwetter nicht viele Alternativen… so suchte ich ein Internetcafe auf und aktualisierte den Tags zuvor geposteten Blog… ich hatte ihn abgesendet ohne zu merken, dass einige Begriffe noch fehlten… nebenbei erfuhr ich das Nürnberg Deutscher Pokalsieger geworden ist und damit erstmals seit Jahren wieder einen Titel geholt und auch noch erfolgreicher als der FC Bayern ist
- Mit dem Zug um halb sechs machte ich mich wieder Richtung Dublin auf… im Zug schrieb ich weiter an meinem Blog und genoss die Aussicht auf die verregnete Landschaft… halb neun in Dublin angekommen, ergoss sich auch hier der Himmel noch weiter und so nahm ich den direkten Weg zur Jugendherberge… diesmal hatte ich mir tags zuvor schon die genaue Adresse per Internet ermittelt und im Stadtplan eingezeichnet…. Verwunderlicherweise ist mir mitten in der Stadt an einem kleinen Parkteich ein Graureiher begegnet… wie sich dieser wohl dahin verlaufen hat
- An dieser Stelle mal ein Lob auf meine Wind- und Regenjacke… sie hält wirklich was ihr Name verspricht… auch bei starkem Regen blieb ich unter Kapuze und Jacke angenehm trocken und warm – ebenfalls trocken blieben auch meine Füße immer… diesbezüglich sind die Schuhe super… bezogen auf ihre Geräusche steht mittlerweile aber kein Schuh dem anderen nach und ist jeder meiner Schritte deutlich hörbar… sich von hinten anschleichen und alte Frauen überfallen, geht jetzt nicht mehr… hatte ich bisher zwar auch nicht nötig, aber man weiß ja nie, was noch kommt ;-)
- In der Jugendherberge angekommen, konnten diese meine Reservierung nicht finden… auch meine Buchungsnummer half nicht weiter… da keine kostenlosen Internetzugänge verfügbar waren, musste ich warten bis ein PC frei war und gegen Bezahlung meine Mails nochmals abrufen… wie inzwischen schon vermutet lag der Fehler bei mir… nicht das ich wieder für den falschen Tag gebucht hatte, wie in Sevilla… nein, diesmal befand ich mich in der falschen Jugendherberge.. zwar hatte ich deren Link in meinen Reiseunterlagen gespeichert, aber in einer anderen Herberge reserviert… nachdem ich auch deren Standort in meiner Karte ausfindig gemacht hatte, machte ich mich abermals auf in den Regen… nach wenigen Minuten war ich dann endlich an der richtigen Adresse… in meinem Achter-Zimmer angekommen, konnte ich dann feststellen, dass das Zimmer voll belegt und ich der einzige Gast meines Geschlechtes war… die Damenschaft traf aber erst gegen zwei Uhr morgens ein… bis dahin war jedes Interesse meinerseits im Tiefschlaf versunken

Tag 15 – 25.05.2007 – Glasgow/Dublin/Cork


- um halb sechs Uhr morgens ertönte mein Wecker an diesem Tag… wenn auch sehr früh, so wurde ich doch mitten in einer Traumphase und somit sanft geweckt… ich wollte den Zug 6:30 Uhr oder spätestens 7:00 Uhr erwischen, um rechtzeitig auf dem Flughafen zu sein… eine Dreiviertelstunde dauert die Fahrt und um 9:10 Uhr sollte mein Flug nach Dublin starten
- mein morgendlicher Badaufenthalt und das Zusammenpacken benötigte doch etwas länger als vermutet, so dass ich es auf meinem Fußmarsch zum Bahnhof ruhig angehen und auf den späteren Zug orientieren konnte… überrascht wurde ich dann am Bahnhof selbst… die Bahnhofsuhr zeigte 5:40 Uhr und mir wurde klar, dass ich meinen Wecker nach Handy-Zeit also deutscher Zeit und somit eine Stunde zu früh gestellt hatte… na immer noch besser als zu spät – im Zug waren diesmal gleich zwei Schaffner unterwegs, die beide jeweils die Fahrkarten kontrollierten… vielleicht ein Indiz auf das Vorurteil, die Schotten seien geizig… wobei zwei Schaffner mehr Kosten verursachen, als ein Schwarzfahrer
- überpünktlich am Flughafen konnte ich fast problemlos einchecken… diesmal wurde mein Rucksack allerdings gewogen und war trotz Entnahme meiner Kamera immer noch über ein Kilo zu schwer… ich sollte noch etwas herausnehmen, was sehr sinnvoll war, da ich es ja anschließend eh wieder einpackte, dann bekam ich meine Bordkarte
- einige Zeit später in der Boarding-Lounge befand ich mich plötzlich unter einer Hundertschaft der US-Army… wenn diese jetzt schon mit Billigfluglinien ihren Standort wechseln, dann steht es um deren Ausstattung sogar noch schlechter, als eh schon angenommen… was entgegen der Loung im Lissaboner Flughafen fehlten waren schöne Frauen… die war umso verwunderlicher, da mir die letzten Tage in Großbritannien doch ständig welche über den Weg gelaufen sind… soviel attraktive Frauen hätte ich hier nicht erwartet… nach einigem Nachdenken wurde mir aber klar, dass dies nur ein Beispiel für Darwins Evolutionstheorie ist… die britischen Frauen können nicht kochen, also müssen sie die Männerwelt anderweitig beeindrucken… so zum Beispiel durch optische Anreize… fraglich ist nur, was von beiden Ursache und was Folge ist… waren die Frauen hier schon immer schön und mussten sich somit nie ums kochen bemühen oder ist es ihnen trotz Anstrengung über Jahrhunderte nicht gelungen eine vernünftige Mahlzeit zu Stande zu bringen und sie haben somit ihre Schönheit und Ausstrahlung entwickelt
- auch dieser Flug ist wieder leicht verspätet gestartet, verlief dann aber problemlos… bei nur leicht bewölktem Himmel bot sich nach dem Start ein beeindruckender Blick über die schottische Küstenlinie, eine mir nicht bekannte Insel und schließlich Dublin – um vom Flughafen in die Stadt zu kommen, musste ich den Airportbus nehmen… der war hier doppelt so teuer, wie in Lissabon… laut Tourismusinfo musste ich zum Bahnhof Dublin Heuston, um nach Cork weiter zu fahren… als der Bus nach 20 Minuten vor einem Bahnhof hielt und ich am Schild Heusten las, sprang ich sofort raus… im Bahnhof selbst fragte ich dann nach einem Zug nach Cork und erfuhr, dass ich am Bahnhof Dublin Connolly war… auf dem Schild, welches ich gelesen hatte, war wohl nur die Bus-Linie angeschrieben und diese ging nun mal nach Dublin Heuston… allerdings ohne mich – Zeit hatte ich eigentlich genug und so machte ich mich zu Fuß zum anderen Bahnhof auf… nach gut einer halben Stunde und zwei Minuten bevor ein Zug nach Cork abfuhr, kam ich dort an… ich erwischte den Zug gerade noch und war schon kurz nach 15 Uhr in Cork
- vom Bahnhof aus machte ich mich dort Richtung Innenstadt auf… ein richtiges Ziel hatte ich nicht, da ich weder wusste, wo meine Jugendherberge war, als auch keinerlei Sehenswürdigkeiten kannte – als erstes steuerte ich wieder einige Kirchen an… teilweise noch relativ neu gestaltet, waren diese relativ schlicht… in jeder Kirche war aber rings um an den Wänden der Leidensweg Christi dargestellt – auf meinem Weg ins Zentrum wurde ich dann Zeuge von irischem Wahlkampf… allerdings bekam ich davon nur einen Teil mit… kein TV-Duell oder Wahlkampfrede… sondern „Wahlhelfer“ die mit Messern an Teleskopstilen unterwegs waren… sie gingen damit die Straßen ab und holten die Wahlplakate der „anderen“ Kandidaten wieder von den Laternenmasten herunter
- die Innenstadt von Cork enthält nur wenige größere Bauten… die meisten Häuser sind maximal dreigeschossig… in fast jeden Haus befindet sich ein Laden oder Pub und die Straßen sind voll von Menschen… nicht nur von Menschen, sondern auch voll von Autos… trotz großteils Einbahnstraßen, konnte man fast nirgends von „fahren“ sprechen… durch die ganze Innenstadt stauten sich die Autos - durch einen glücklichen Zufall fand ich gleich beim ersten Versuch gegenüber eines Restaurants einen kostenlosen Internetzugang und so konnte ich den Standort meiner Jugendherberge ausfindig machen und seit zwei Tagen endlich wieder mein Blog updaten und meine Mails abrufen – anschließend erkundete ich weiter die Innenstad
- erst gegen 21 Uhr kam ich in der Jugendherberge an…. In einem Supermarkt hatte ich mir zuvor ein Stück Seife gekauft… nach Waschmittel in einer Reisetube hatte ich die letzten Tage vergeblich gesucht und so musste ich es jetzt mit normaler Seife versuchen… Wäsche hatte sich einiges angesammelt und so war bei mir großer Waschtag… da ich auch meine beiden Hemden mit gewaschen hatte, konnte ich anschließend die Jugendherberge nicht mehr verlassen… statt dessen wurde ich Beobachter einer möglicherweise aus Japan stammenden Krankheit… nach BSE und H5N1 werden wir jetzt wahrscheinlich durch eine Klatsch-Epedemie bedroht… im Garten der Jugendherberge lief jedenfalls eine Viertelstunde lang eine Japanerin auf und ab und applaudierte die ganze Zeit…warum sie das Tat war nicht ersichtlich und wahrscheinlich wusste sie das selbst nicht… ich auf jeden Fall wollte versuchen, mich nicht anzustecken
- von schottischem Geiz hatte ich ja schon gehört und ihn auch vorhin bereits erwähnt… von irischem Geiz war mir hingegen bisher noch nichts bekannt… aber etwas derart sparsames wie die Dusche in dieser Jugendherberge hatte ich noch nicht gesehen… Wasser kam nur, solange man einen Knopf gedrückt hielt… die Temperatur ließ sich nicht regulieren und ebenso der Duschkopf nicht verstellen… somit war man, wenn denn überhaupt Wasser kam, der Temperatur wahllos ausgeliefert… das bedeutete am Anfang war es A…. kalt, dann wurde es nach einer Weile für kurze Zeit angenehm warm… und anschließend hatte sich die Leitung so aufgeheizt, dass einem nur noch kochend heiße Brühe entgegen kam… so wenig Wasser wie da, braucht man wirklich nirgends anders zum Duschen
- nachdem ich noch etwas von der „Blechtrommel“ angehört hatte, legte ich mich kurz nach 23 Uhr schlafen… nachdem ich noch etwas von der „Blechtrommel“ angehört hatte, legte ich mich kurz nach 23 Uhr schlafen

Tag 14 – 24.05.2007 – Edinburgh/Glasgow


- um halb acht holte mich mein Handywecker an diesem Tag aus dem Schlaf… ich bestückte meinen Rucksack, bis er wieder sein „Glanzgewicht“ hatte und begab mich zum Frühstück… ich hatte meine Teller mäßig bestückt und wollte mir gerade etwas zu trinken holen, als mich eine Angestellte fragte, ob ich kontinental oder schottisch zu frühstücken gedachte… das eine sollte mich 2,70£ das andere 4,50£ kosten… einigermaßen schockiert, blieb ich beim kontinentalen Frühstück, ging diesmal aber noch drei weitere Male zum Buffet… trotzdem empfand ich es als eine Frechheit, wie man 20£ für eine Übernachtung ohne Frühstück verlangen kann… immerhin sind das fast 30€
- gut gestärkt machte ich mich dann auf zum Edinburgh-Castle… ich wählte aber nicht den direkten Weg sondern ging die Royal Mile erstmal in entgegengesetzter Richtung bis ans Ende, um mir noch den Palace of Holyroodhouse und den Neubau des schottischen Parlamentes anzuschauen… diese beiden völlig unterschiedlichen Bauten und in nächster Nähe noch ein schräg aus dem Erdboden hervorragender Hügel sind sehr harmonisch anzuschauen… ein weiterer Teil der Stadt, der mir sehr gefiel
- anschließend gings dann wirklich zum Castle ... an der Kasse wurde ich abermals negativ überrascht… statt den Vortags wahrgenommenen 9€ Eintritt für Studenten, gab es für diese gar keine Ermäßigung… also musste ich die vollen 11€ Eintritt zahlen, nahm aber auch den Audioguide für weitere 3€ mit… irgendwie rutschte ich dann gemeinsam mit einer Touristengruppe durch den Eingang, wodurch meine Eintrittskarte unversehrt blieb… der Audioguide erwies sich als sehr informativ… ich hielt mich reichlich vier Stunden in dem Burgkomplex auf und die meiste Zeit davon erklärte mir eine sympathische Frauenstimme die Entwicklung der einzelnen Burgteile und deren Zusammenhang mit der schottischen und englischen Geschichte – in der Burg sind zusätzlich das schottische Militärmuseum, das Museum der Royal Scotsman und der Royal Guard untergebracht… allein für diese Ausstellungen hätte man getrost einen ganzen Tag aufwenden können… ich durchwanderte sie etwas zügiger und konnte somit immerhin mitbekommen, dass die Royal Guard der erste heute noch existente Teil der britischen Armee ist und das Musikchor der Royal Guard 1973 einen Welterfolg mit Amazing Grace feierte
- gegen 15 Uhr saß ich, etwas später als geplant, im Zug nach Glasgow… dort kam ich im Regen an… zum ersten Mal seit 14 Tagen musste ich gebrauch vom Regenschutz meines Rucksacks machen… meine Regenjacke samt Kapuze erledigten den Rest und so ging es unbeirrt durch Glasgow… da sich bei dem Regenwetter schlecht nach kostenlosen Internetzugängen im Freien suchen ließ, ging ich in die Touristeninfo… dort war eine Dame so nett, ermittelte aus dem Link zur Jugendherberge (allem was ich hatte), die genaue Adresse und zeichnete sie mir auf dem Stadtplan ein… direkt zur Jugendherberge wollte ich noch nicht… sie lag etwas abseits und ich hatte nur diese paar Abendstunden in Glasgow Zeit… mit Sightseeing stands auf Grund des Wetters aber auch ungünstig und so besuchte ich eine Architektur- und Designausstellung einer Gruppe junger Künstler im Zentrum Glasgows… die Ausstellung war interessant, allerdings hätte ich mir mehr Ausstellungsobjekte erwartet… nach einer reichlichen Stunde war für diesen Tag Veranstaltungsschluss und ich musste wieder in den Regen… einen ersten Eindruck einer Stadt bekommt man meist in und um die wichtigste Kirche/Kathedrale… also machte ich mich durch die Innenstadt auf zur Glasgow Cathedral… kurz vor Toresschluss konnte ich mir auch diese noch anschauen… interessanter als die Kirche selbst war der riesige Friedhof nebenan… direkt um die Kirche war der Rasen übersäht mit teils überwachsenen, unleserlichen Grabplatten… zusammen mit einige verfallenen größeren Grabmälern an der Friedhofsmauer, wirkten sie bei diesem grauen Regenwetter irgendwie unheimlich und anziehend zugleich… so versuchte ich auf diesem Friedhof einige Grabinschriften zu entziffern und die Atmosphäre wirken zu lassen… in Fotos ließ sich das nicht erfassen… oder zumindest hatte ich an diesem Tag und bei diesem Wetter keine Lust es zu versuchen… durch eine Straße getrennt lag in der Nähe ein weiterer viel größerer Friedhof… auf einem Hügel… riesige Grabmäler, Säulen und Mausoleen… über eine Brücke erreichte ich auch dieses Gelände und machte mich auf den Gipfel des kleinen Berges zu erklimmen… am höchsten Punkt stand eine alles überragende Säule in Gedenken an John Knoxx, den Martin Luther Großbritanniens… hoch über der Stadt hat dieses Monument als auch der ganze Friedhof einen außergewöhnlichen Platz… so stand ich dort… Stille… nur fern hallender Straßenlärm… die ganze Stadt überblickend… in Gedanken an frühere Zeiten, über die ich Stunden zuvor in Edinburgh soviel gehört hatte - alles ist vergänglich… das wurde einem hier mehr denn irgendwo anders bewusst… warum bin ich eigentlich hier… wie viel zeit bleibt mir mit meinen Großeltern… meiner Familie… Freunden… sind sie sich des Sinns Ihres Lebens sicher… jeder muss ihn für sich selbst finden… und der eigenen Unsicherheit bewusst, traut man sich kaum danach zu Fragen
- mit noch nachwirkenden Gedanken machte ich mich wieder Richtung Innenstadt auf… der Regen lies etwas nach… im Zentrum kaufte ich noch eine kleine Schachtel Nivea-Creme… fast 14 Tage lang verschont, hatte sich doch seit gestern die erste Blase zu mir gesellt… für alle die anatomisch stärker interessiert sind: sie befindet sich zwischen großer und nebenstehender Zehe… halb im Zehzwischenraum, halb an der Fußsohle… ungefähr Erbsen-groß… schon zwei Tage zuvor hatte ich an dieser Stelle etwas gespürt, aber noch nichts gesehen… seit gestern war die Blase nun auch erkennbar, machte sich beim Laufen aber kaum bemerkbar – ganz anders meine Schuhe… mit der Schnürung habe ich schon seit meinem zweiten oder dritten Tag des öfteren Probleme… häufiger fühlten sich die Mittelfüße durch die Schnürsenkel eingeengt an… ich konnte die Schnürung aber nur unwesentlich lockern zumal sie sich beim Laufen oben weiter ausweitete und Richtung Zehen wieder verengte, was dem Ursprungszustand entsprach… unterm Strich bemerkte ich das Drücken der Schnürung aber nur zwei, drei Mal am Tag und hatte sonst beim Laufen keine Probleme… wohl dem - aber: seit York quietschen meine Schuhe beim Laufen… angefangen hatte es mit dem Linken… auf dem Weg vom Stadtzentrum zur Jugendherberge in York verursachte plötzlich fast jeder zweite Schritt ein Geräusch… sofort erinnerte ich mich mit Schrecken an einen Internetkommentar zu einem anderen Schuh der gleichen Firma… dort waren ebensolche Geräusche erwähnt worden… anfangs versuchte ich noch herauszufinden, ob die Geräusche nun von der Verse des linken oder dem Fußballen des rechten Schuhes verursacht wurden… später war das Geräusch mal wieder weg oder ich überhörte es schlicht weg
- gegen 21 Uhr kam ich in der Nähe der Jugendherberge von Glasgow an… da inzwischen der Regen aufgehört hatte und unter den tief hängenden Wolken, die noch tiefer stehende Sonne hindurch schien ging ich nicht direkt zur Jugendherberge sondern erkundete erst noch einen nahe liegenden Park… dort machte ich unter anderem mit dem Monument eines Generals Bekanntschaft der 82 jährig beim Besuch seiner Truppen im November 1914 verstorben ist… welch Glück für ihn, dass ihm der folgende Stellungskrieg erspart blieb
- gegen halb zwölf versank ich schließlich in der Jugendherberge in meinen wohlverdienten Schlaf

Freitag, 25. Mai 2007

Tag 13 – 23.05.2007 – York/Edinburgh


- an diesem Morgen bin ich gegen sieben aufgestanden, habe für meine „teures“ Geld zumindest ausgiebig gefrühstückt und bin dann Richtung Bahnhof losgelaufen… in Gedanken war ich immer noch unschlüssig, ob ich sofort nach Edinburgh fahren oder erst noch einen Blick in das National Railway Museum werfen sollte… dieses öffnete aber erst um zehn… da es bis dahin nur noch 20 Minuten waren, beschloss ich meine Weiterfahrt noch etwas zu verschieben und wartete vorm Museum… fünf nach zehn tat sich immer noch nichts an der Eingangstür und ich musste feststellen, dass ich mich bzgl. der Öffnungszeiten an meinen Uhren orientiert hatte… diese zeigten aber alle noch deutsche Zeit an, da ich um nicht aller paar Tage umzudenken auf ein Umstellen verzichtet hatte… somit stand ich wieder vor der Wahl Warten oder Fahren… und ich wartete… Punkt 10 Uhr drängte ich dann mit einigen anderen in die Ausstellungshallen… gut zwei Stunden verbrachte ich zwischen der Unmenge an Ausstellungsstücken… es sind dort Loks und Waggons aller Art und allen Alters ausgestellt, aber auch alles andere was mit der Bahn zu tun hat, wird erläutert… außerdem sind in einem großen Bereich regaleweise alle möglichen Gegenstände zusammengetragen, die mit dem Thema zu tun haben… Bahnhofsuhren, Zugschilder, Lokmodelle, Zugausstattungsgegenstände usw. usf….
- kurz vor zwölf wollte ich eigentlich nach Edinburgh weiterfahren… ich brauchte aber im Gehen zu viel Zeit im Museumsshop, um mich für einige Ansichtskarten zu entscheiden… so sah ich meinen anvisierten Zug nur noch aus der Ferne bei der Abfahrt und musste eine halbe Stunde wartend auf dem Bahnsteig zubringen… dies führte zu innerem Unbehagen, vor allem da ich in der kurzen Zeit nur Teile des Eisenbahnmuseums und auch diese nur flüchtig besuchen konnte… besser wäre es wahrscheinlich gewesen gleich am Morgen nach Edinburgh weiterzufahren… aber hinterher ist man meistens schlauer
- kurz nach 15 Uhr kam ich in Edinburgh an… an der Touristeninfo bekam ich wieder einen Stadtplan und ließ mir gleich einzeichnen, wo meine Jugendherberge lag... diesmal wählte ich den direkten Weg, um zumindest einen Teil meines Gepäcks ablegen zu können… auch wenn ich kaum Übereinstimmung zwischen den Straßennamen des Stadtplanes und den ausgezeichneten Namen finden konnte, fand ich doch sehr schnell zur Jugendherberge… ich beglich den offenen Betrag für die Nacht, ging auf mein Zimmer und erleichterte meinen Rucksack, um alles außer Kamera und Notebook
- von neuer Leichtigkeit beflügelt machte ich mich wieder auf in die Stadt… es waren ca. 15-20°C, starke Bewölkung mit nur gelegentlich etwas Sonne und es wehte ein kräftiger Wind… auf Grund der Temperaturen war ich anfangs mit Langarmhemd und Windjacke ausreichend gekleidet, erst später am Abend zog ich noch meine Fleece-Jacke darunter… damit kam ich mir allerdings angesichts der Einheimigen völlig verweichlicht vor… die meisten Passanten auf der Straße waren kurzärmlich gekleidet und gar eine Jacke hatte fast keiner an… davon ausgegangen sind dies hier wahrscheinlich wirklich schon fast sommerhafte Wetterverhältnisse… schreckliche Vorstellung… interessant wird sein, ob sich bei fortschreitender Erderwärmung die Kleidungsgewohnheiten den unsrigen anpassen oder ob hier dann alle nur noch im Lendenschurz herumrennen J
- als erstes hatte ich mich in Richtung Edinburgh Castle aufgemacht… da ich aber doch einige Zeit durch die Stadt gebraucht hatte, kam ich erst reichlich eine Stunde vor Schließung an, für 11€ Eintritt war mir das etwas zu knapp und so beschloss ich, die Besichtigung auf den nächsten Vormittag zu verschieben… ich schlenderte weiter durch die Straßen Edinburghs… das Stadtbild hier ist ungewohnt, gefällt mir aber besser als in England… die Straßen sind von meist sehr hohen grau bis schwarzen Backsteinhäusern gesäumt… in der Altstadt entlang der Royal Mile zwischen Castle und Queens…, einem Sitz des britischen Königshauses ist das Gelände sehr uneben, es gibt viele kleine Gassen, die häufig steil hinauf oder hinunter führen… in den meisten Häusern sind kleine Geschäfte oder Pubs im Erdgeschoss… nur die Autos passen irgendwie nicht ganz ins Straßenbild… auf der anderen Seite vom Bahnhof liegt der jüngere kregorianisch angelegte Stadtteil… hier gibt es viele Plätze, die Straßen sind alle sehr breit und die Häuser sind groß und prächtig gebaut
- nachdem ich die beiden schönsten Stadtteile erkundet hatte, erklomm ich den Hügel, auf dem das Nelson-Monument steht und von dem aus man die Stadt nach allen Seiten hin überblicken kann… ein interessanter Ausblick… ich sah die äußeren Stadtteile, von denen ich mir kein Bild machen konnte, den Hafen, sah die Flussmündung des ??????, ein paar Schiffe, einige kleine Inseln und viele Hügel und Berge am Horizont
- es war bereits nach acht und die Sonne stand noch relativ hoch über dem Horizont… ich machte mich zurück zur Jugendherberge auf, um dort das Championsleague-Endspiel zu verfolgen… ungünstigerweise gab es dort aber gerade Probleme mit dem Fernseher und so machte ich auf der Schwelle wieder kehrt und ging wieder Richtung Stadt… aber schon 500m weiter in einem Einkaufszentrum mit mehreren Restaurants und Kneipen fand ich ein gemütliches Plätzchen, von dem aus ich das Spiel verfolgen konnte… außerdem konnte ich die Zeit nebenbei nutzen, um weitere Fotos auf mein Notebook zu überspielen – der Ausgang des Spiels entsprach dann nicht ganz meinen Preferenzen, aber Liverpool hat einfach mind. ein Tor zu wenig geschossen… schade – bei der Gelegenheit fällt mir aber gleich wieder ein, dass am letzten Sonntag Jena den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga geschafft hat J ich glaube, dass hatte ich bisher nicht erwähnt
- nachdem das Championsleague-Endspiel vorüber und sowohl Champagner als auch Tränen vergossen waren, machte ich mich zum zweiten Mal auf den Hügel mit dem Nelson-Monument zu erklimmen… inzwischen lag die Stadt in der Abenddämmerung und es war fast dunkel… in diesem Licht erhoffte ich mir noch schöne Fotomotiv - der Blick über die erleuchtete Stadt war wirklich toll und so wählte ich auch runterwärts nicht den direkten Weg zur Jugendherberge, sondern ging fast meine ganze Runde durch die zwei historischen Stadtteile noch einmal ab… gegen halb zwölf kam ich dann endlich in der Jugendherberge an… ich versorgte meine elektrischen Geräte alle mit neuem Strom, genoss die Vorzüge einer Dusche und legte mich Schlafen
- zuvor hatte ich noch kurz Bekanntschaft mit einem Taiwanesen gemacht, der für einen Monat in Großbritannien unterwegs war

Tag 12 – 23.05.2007 – York


- mit dem 9:30 Uhr-Zug bin ich in London Kingscross gestartet und war schon kurz nach 11Uhr in York… an der Touristeninfo bekam ich einen Stadtplan und ließ mir erklären, wie ich am schnellsten zur Jugendherberge komme… diese war nur 20 Minuten vom Bahnhof entfernt… aber da ich kurz nach dem Bahnhof die alte Stadtmauer von York unterqueren musste, beschloss ich nicht erst zur Jugendherberge zu gehen, sondern mich sofort auf Erkundungstour zu begeben…
- ich lief den gesamten, fast vollständig erhaltenen Stadtmauerring von York ab und konnte durch Informationstafeln einiges über die Geschichte der Stadt erfahren… auf diese Weise verging bei fast wolkenlosem Himmel der frühe Nachmittag – allerorts sichtbar war dabei die typisch englische Ziegelbauweise… überall strahlten mir diese roten Fassaden entgegen, die die Häuser optisch noch kleiner machen, als sie eh schon sind… ich mag diese Farbe bzw. den Baustil nicht… auch in nördlichen Deutschland empfinde ich ihn als unschön… dadurch machten viele Häuser auf mich den Eindruck von geräumigen Hundehütten… zumal meisten ganze Straßenzüge ein Haus am anderen klebte und sich in dieser Straße oder teilweise im ganzen Wohngebiet keines vom anderen Unterschied… ein Wohngefühl als hätte man einen unserer Neubaublöcke einfach flach auf die Erde gelegt… anfangs bildeten nur einzelne freistehende und größere Häuser positive Ausnahmen aus dieser Tristes, später fand ich aber auch noch schöner anmutende neuere Ziegeleinfamilienhäuser
- erst gegen 16Uhr hatte ich die Stadt umrundet und lenkte meine Schritte durch den Altstadtkern… ein Großteil der Häuser ist noch original aus dem Spätmittelalter erhalten… so wandelt man zwischen schmalen Gassen, überhängenden Fassaden, schiefen Fenstern und kleinen Plätzen umher… Hauptattraktion ist aber das York-Minster (1472)… im Vergleich zu den in den südlichen Ländern gesehenen Kirchen, ist sie nicht mit Gold überladen… im Mittelschiff ist ein abgetrennter hölzerner Chor… weiter vorn im Kirchenschiff ein separater Bereich, die Lady-Church… an den Seitenwänden befinden sich unzählige prunkvolle Grabplatten, meist mit eingearbeiteten Figuren und Texten – auch die 275 Wendeltreppenstufen zum Minster-Tower habe ich erklommen… von dort aus konnte ich meine zuvor gelaufene Wegstrecke nochmals nachvollziehen und einen Überblick über Stadt und Umgebung gewinnen… wieder unten angekommen, bekam ich Teile des Gottesdienstes mit… beim Läuten der Glocke wurde ich an die Glocken in Porto erinnert… sie ließen jeweils zur Viertelstunde, die gleiche Melodie, wie die Tischuhr meiner Großeltern erklingen
- nachdem mich meine Wege weiter durch die Stadt geführt hatten, fand ich gegen Abend ruhig am Fluss Ouse gelegen eine Bank, von der aus ich günstiger Weise auch wieder eine kostenfreie Internetverbindung aufbauen und somit meine letzten Tage posten konnte
- anschließend machte ich mich auf den Weg in die Jugendherberge… im Zimmer traf ich auf einen Engländer, der vor Jahren nach Neuseeland ausgewandert ist, dort als KFZ-Schlosser gearbeitet hat… erst vor wenigen Wochen hat er seinen Job aufgegeben, um zurück nach Großbritannien zu gehen, hier gelegentlich zu jobben und Europa zu bereisen… wir unterhielten uns über dies und das und so erfuhr ich zufällig, dass er für die Übernachtung nur 12Pfund zahlte… lächerlich wenig im Vergleich zu meinen 20Pfund trotz Jugendherbergsausweis… aber er hatte über worlkhostels.com gebucht und wie mir am nächsten Tag an der Rezeption mitgeteilt wurde, werden da nur kurzfristig freie Betten angeboten… naja… ändern konnte ich daran nun eh nix mehr
- irgendwann gegen elf überließ ich dann dem Schlaf das Kommando

Dienstag, 22. Mai 2007

Tag 10 u. 11 – 19./20.05.2007 – London


- in den zwei Tagen erkundeten wir gemeinsam einige Ecken von London… am Sonntag nahmen wir nach einer Sprinteinlage an unserer reservierten Duketour teil… einer Stadtrundfahrt mit einem Amphibienfahrzeug zu Lande und auf der Themse… am Nachmittag besuchten wir den London-Dungeon, wobei der Besuch durch Almabtrieb-Feeling bzw. Massenabfertigung doch nicht ganz so reizvoll war… auch kann man sagen, dass ein Dungeon dem anderen doch sehr gleicht… den Hamburg-Dungeon hatte ich bereits besucht und ein Großteil der dort vorhandenen Szenen waren denen in London ähnlich
- das Wetter an meinen ersten beiden London-Tagen war sehr schön… blauer Himmel, nur leicht bewölkt und angenehm warm… nicht vergleichbar mit den Hochsommertemperaturen in Lissabon, aber doch sehr gut für englische Verhältnisse (glaube ich)… am Montag hingegen hatten wir etwas weniger Glück mit dem Wetter, die Wachablösung vor dem Buckingham-Pallace bekamen wir im Regen und durch Verspätung auch nur zum Teil mit… den Nachmittag und Abend verbrachten wir mit teils zielgerichtetem, teils planlosem Gehen durch die Innenstadt zwischen Oxford-Street, Picadilly-Circus, Chinatown und Trafalgar Square – abgeschlossen wurde der Tag und auch der Urlaub leider nicht wie erhofft durch preisgünstige, leckere Baguettes begünstigt durch Pauls Job… Michael war sein Portmonee abhanden gekommen und so suchten wir gemeinsam unserer letzten Aufenthaltsorte noch einmal ab… leider erfolglos


- gegen halb zwölf Uhr abends trennten sich dann unsere Wege… die drei kurz Urlauber gingen wieder ins Hostel… sie mussten früh wieder aufstehen, um rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen… und ich übernachtete ein weiteres Mal bei Michael
- damit war auch mein Urlaub im Urlaub so gut wie vorbei… zweieinhalb Tag mit etwas weniger Sightseeing, kaum Fotographie, dafür aber mit einigem mehr an Unterhaltung und Spass

Tag 9 – 19.05.2007 – Lissabon/London


- In dieser Jugendherberge gab es nur Toiletten und Wasch-/Duschgelegenheiten auf der Etage… die nebeneinander und gegenüber angeordneten Waschbecken erinnerten dann auch eher an irgendwelche Gefängnisszenen aus diversen Hollywood-Filmen, denn an Reise-Ambiente… für einen Tag reichte es aber allemal
- Nach dem Frühstück machte ich mit Sack und Pack auf… die Libertade, die Prachtstraße Lissabons, entlang Richtung Stadtzentrum… ich durchstreifte die Baixa, die jüngere, wohlhabendere Altstadt… in den größeren Straßen waren die gleichen Geschäfte wie auch in unseren Einkaufspassagen zu finden… in den Gassen dazwischen waren wieder alle Art Läden und Restaurants, bei denen man nicht wirklich wusste, wie viel Qualität man dort erwarten konnte… etwas verwundert war ich später, als mitten in Fußgängerzone vorbeilaufenden Passanten Drogen angeboten wurden
- Gegen Mittag hatte ich meinen anvisierte Route beendet und wartete an einer Haltestelle auf den Airport-Bus… ich war etwas unsicher bzgl. der Abflugzeit, da ich nicht genau wusste, ob die Uhrzeit auf meiner Flugreservierung für die deutsche oder portugiesische Zeitzone galt… der Bus, der alle 23 Minuten fahren sollte, kam ewig nicht und ich wurde schon etwas unruhig… spätestens als ich am Flughafen sah, dass die Flugzeit der Ortszeit entsprach, war diese Unruhe wieder verfolgen
- Schon zuvor hatte ich im Airport-Bus wieder einer schönen Szene beiwohnen dürfen: an der zweiten Haltestelle war in den Bus ein japanisches Ehepaar mit Kinderwagen eingestiegen… an der vordersten Tür… da nach der ersten Sitzreihe im Bus beidseitig eine Kofferablage angebracht, selbige sehr gut belegt und der Gang im Bus sehr schmal war, klemmte der Kinderwagen bereits dort fest… das Ehepaar bemerkte langsam die ungünstige Lage, schien aber zu hoffen, dass dies bis zum Flughafen schon auszuhalten sei… leider kamen aber noch fünf weitere Haltestellen, an denen Reisende zugesteigen wollten… natürlich alle an der Fahrertür… und so kam es, dass an jeder Bushaltestelle das japanische Ehepaar, zusätzlich mit zwei Koffern, einem Rucksack und einer Tasche beladen, versuchte den Kinderwagen ein weiteres Stück im engen Gang nach hinten zu bewegen… dies gelang ihnen auch leidlich, verhinderte aber nicht, dass im vorderen Busteil die Passagiere wie Sardinen aneinandergedrängt standen, während im hinteren Teil noch ganze Sitzreihen frei waren
- Am Flughafen hatte ich beim Einchecken noch immer Zweifel, ob ich meinen Rucksack mit ins Handgepäck nehmen kann… die Kamera hatte ich schon umgehängt, alle Flaschen geleert und die Fließjacke angezogen – letztlich ging alles problemlos, auch die Flüssigkeiten aus meinem Waschbeutel bekam ich problemlos im 1-Liter-Handgepäck-Flüssigkeitsbeutel unter… nur die Tube mit Waschmittel musste ich zurücklassen, da in ihr (ursprünglich) 125ml enthalten waren
- Während alle Reisenden nach dem Check-In und Sicherheitskontrollen auf das Öffnen des Bording-Gates warteten, saß mir eine britische Frau gegenüber… sie wäre mir als solche nicht aufgefallen, wenn nicht in fast überzeichneter Form einen Schweinchen-Nase Ihr Gesicht geziert hätte… bewusst hatte ich diese Nasenform wohl noch nie Großbritanien zugeordnet, aber hier war sie so auffällig, dass ich mir darüber Gedanken machen musste… und ich kam zu dem Schluss, dass ich diese Nasen von nirgend anderswo kenne und sie britischer Abstammung sind
- Das Gate wurde einige Minuten zu spät geöffnet und auch anschließend passierte erstmal 20 Minuten gar nichts… die zwei Angestellten von Easyjet versuchten krampfhaft irgendetwas zu regeln… allerdings wurde den Passagieren nicht mitgeteilt, warum es zu Verzögerungen kam… einzige und letztlich auch zutreffende Vermutung: es war kein Flugzeug da… das kam erst, wie später an Bord mitgeteilt wurde, mit einige Verspätung aus Paris
- Der Flug an sich verlief dann problemlos… berichtenswert erschien nur noch die Darbietung der Sicherheitsanweisungen… es gab keine Monitore an Bord, so dass alle Sicherheitsanweisungen von der Stewardess vorgemacht wurden… vor allem das Zeigen der Notausgänge glich einer Aufwärmübung im Ballett
- In London-Luton landeten wir mit ungefähr einer halben Stunde Verspätung… da ich kein Gepäck aufgegeben hatte, war ich sehr schnell am Bahnhofszubringerbus und saß keine 20 Minuten später schon im Zug Richtung London-City… ich wollte mich mit den anderen an der Victoria Station treffen und war froh im DB-Planer eine Verbindung nach dort gefunden zu haben… als ich dann aber in Höhe London-Kingscross war, kamen bei mir Zweifel auf, ob es sich bei der von mir gefundenen Haltestelle, tatsächlich um die vereinbarte handelte… ich fragte einen Engländer, der meine Vermutung bestätigte und mir riet zurück zu Kingscross zu fahren und dort die U-Bahn zu nehmen… dies tat ich dann auch und kam so doch noch zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt an
- Michael, neben der Queen unser zweiter Gastgeber und England-Praktikant, holte mich ab und wir trafen die anderen Urlauber (Danilo, Romy und Christian) in einem Park… von dort aus wollten wir zum London-Eye, da Christian und ich mit dem Riesenrad fahren wollten, und anschließend noch in die Tate-Gallery… endlich am London-Eye angekommen, mussten wir aber feststellen, dass für diesen Tag bereits geschlossen war… so aßen wir noch etwas… nebenbei kamen wir zu der Feststellung, dass auch die Tate-Gallery bereits in einer dreiviertel Stunde schließt und wir noch mindestens 15 Minuten von Ihr entfernt waren… so war auch dieser Programmpunkt für diesen Abend gestorben
- Wir gingen dann erst ins Hostel, in dem C,D&R übernachteten und anschließend zu Michaels Unterkunft… wir lernten einen seiner Mitbewohner, Paul, einen sehr netten Chilenen, kennen und spielten in schwindender Besetzung noch bis halb drei Uhr morgens UNO (keine Persiflage auf die Organisation, sondern das Kartenspiel)

Tag 8 – 18.05.2007 – Porto/Lissabon


- Am Morgen bin ich gegen halb oder um acht aufgestanden… das Zimmer hatte sich am vergangenen Abend noch komplett gefüllt… das bedeutete ein Bad mit Dusche und WC für acht Leute (m/w), außerdem keinerlei Schränke oder Ablagen, die Dielen des alten Hauses knarrten bei jedem Schritt, egal wo im Haus sich gerade jemand bewegte, man hörte es… im Bad waren an manchen Ecken Schimmelflecken und auch in der Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss konnte man an den Wasserflecken an der Decke genau erkennen, wo in der Etage darüber die Dusche stand – damit sei meine Vortagsbemerkung „viel zu teuer“ nochmals unterstrichen
- Da es in der Jugendherberge kein Frühstück gab, machte ich es mir in der Altstadt auf einer Bank bequem und erlabte mich an Multivitaminsaft, Joghurt und irgendeinem leckeren hier üblichen Gebäck… selbiges hatte ich schon in Spanien gekauft.. Salzstangen gibt’s hier keine und so war ich im Supermarkt auf diese Dinger gestoßen… eine Art aufgeschnittene 6cm lange Minibaguettes aus Vollkornmehl, die wie Zwieback nochmals geröstet wurden
- Nachdem ich gesättigt war, fuhr ich mit meiner Erkundung der Altstadt fort… ich sah mir noch eine der größten Kirchen Portos an, die Börse… wobei ich auf eine Besichtigung verzichtet habe, denn irgendwo ähneln sich die ganzen reich verzierten und ausgestatteten Gebäude doch – schließlich kam ich wieder an die Dom-Luís-Brücke, die ich am Vortag aus der Ferne schon bewundern konnte… diesmal führte mich mein Weg darüber zum anderen Ufer des Rio Douro… ein faszinierendes Bauwerk
- Dank Wikipedia löste sich auf mein Unverständnis über die hiesigen Straßenbahngleise auf… bis 1980 wurde die Straßenbahn immer weiter stillgelegt und durch Busse ersetzt… 1992 beschloss man dann den Bau einer U-Bahn, die teilweise auch überirdisch auf alten Straßenbahngleisen oder ehemaligen Schmalspurbahnstrecken fährt… eröffnet wurde der erste Abschnitt davon aber erst schlappe zehn Jahre später… anscheinend ist die Bürokratie allerorten gleich J
- Ebenfalls an deutsche Bürokratie wurde ich am Vormittag am Bahnschalter erinnert… dort konnte man sich nicht wie an gewöhnlichen Bahnhofsschaltern einfach an einer Schlange anstellen… nein, man musste wie bei der „Agentur für Arbeit“ erst eine Nummer ziehen und anschließend warten, bis diese angezeigt wurde… sehr lächerlich bei drei geöffneten Schaltern und durchschnittlich ca. vier wartenden Reisenden… immerhin klappte die Reservierung problemlos
- Was mir in den spanischen Städten schon aufgefallen war, wurde hier in Porto zum äußersten getrieben… in fast jedem Haus war irgendeine Art Cafe oder Laden… die Vermutung liegt nahe, dass hier jeder der sich arbeitslos melden möchte, die Auflage bekommt zumindest eines von beiden zu eröffnen… sonst gibt’s kein Geld vom Staat… anders kann ich mir nicht vorstellen, wie jemand davon Leben kann, pro Tag maximal einen Artikel zu verkaufen oder zwei Kaffees und ein Glas Wasser auszuschenken… denn mehr Umsatz ist bei der Anzahl der Cafes und Geschäfte und in diesen Gegenden, wo sich außer mir nur ausgemerkelte Katzen und der Tod selbst rumtreibt, nicht zu machen… auch kann hier anscheinend jeder alles und überall verkaufen… man bekommt im vorübergehen auf dem Fußweg von der Uhr bis zur Hose alles angeboten und sogar Schuhputzer sind hier an manchen Ecken noch anzutreffen… ganz im Gegensatz dazu residiert einige Straßen weiter an einem großen Platz eine McDonalds-Filiale im ehemaligen Imperial-Hotel
- Damit war mein Porto-Aufenthalt dann auch schon wieder beendet… problemlos erreichte ich diesmal meinen Zug und konnte auf der Fahrt nach Lissabon meine letzten Bilder aussortieren und von der Kamera auf mein Notebook überspielen… darüber letzteres doch noch mitgenommen zu haben, bin ich inzwischen mehr als froh, denn das Bilder aussortieren und überspielen nimmt doch einige Zeit in Anspruch… meist ein bis zwei Stunden pro Tag… die sich auf den Zugfahrten meist problemlos finden lassen… immerhin habe ich nach aussortieren der Bilder trotzdem noch über 850 Bilder nur von der ersten Woche… den Großteil davon als Urlaubserinnerung und zur Reisedokumentation, aber auch mehr als eine Hand voll wirklich beeindruckender Fotos
- Neben dem Aussortieren von Bildern hatte ich während der Fahrt nach Lissabon noch eine weiter Unterhaltung: das Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“/Stuhlspiel auf Portugiesisch… in der Umsetzung sah das folgender Maßen aus… jeder Passagier im Zug hatte dank seiner Reservierung einen genau definierten Platz… beim Betreten des Zuges (der Anfangs logischerweise noch relativ leer war) suchte sich jeder Fahrgast einen ihm genehmen Platz heraus und setzte sich dort hin… falls später jemand kam, der eine Reservierung für diesen Platz hatte, begnügte sich dieser meist damit, sich einen anderen Platz irgendwo in der Nähe zu suchen… je voller der Zug aber wurde, desto schwieriger wurde dies aber auch… als dann nahezu alle Plätze belegt waren, kam dann ein älterer Herr, der unbedingt darauf bestand auf seinem Platz zu sitzen… dadurch musste ein Päärchen weichen, deren Plätze hatten widerum drei junge Männer belegt und so wurde eine Kettenreaktion im ganzen Zug ausgelöst… sehr amüsant anzuschauen… zumal ich das Glück hatte, meinen ebenfalls frei gewählten Platz nicht wieder aufgeben zu müssen
- Um 16 Uhr kam ich dann in Lissabon an… da an meinem Ankunftsbahnhof keine U-Bahn-Station vorhanden war, entschloss ich mich wieder mit Sack und Pack quer durch die Altstadt Richtung Jugendherberge aufzumachen… an das Gewicht hatte ich mich mittlerweile eh schon gewöhnt… nach einigem Laufen und ersten Zweifeln beim studieren des ADAC-Stadtplanes konnte ich mich immerhin in meiner Muttersprache bei einem deutschen Urlauberpärchen nach der Richtigkeit meines Weges befragen… kurz darauf bemerkte ich dann, dass ich mitten in der Alfama, der Altstadt, zwischen den Sehenswürdigkeiten umherstiefelte und so nahm ich mir erstmal Zeit die ADAC-Karte in Ruhe zu betrachten, unterbrach meinen Weg zur Jugendherberge und machte mich direkt zum Sightseeing auf… vom Castelo de Sao Jorge konnte ich mir einen ersten Überblick über die riesige Stadt machen und die Ursprünge von Lissabon besichtigen… in der verwinkelten Altstadt sind vor allem die Straßenbahnen ungewöhnlich… sie bestehen jeweils nur aus einem Triebwagen mit ca. 2m Radstand… dadurch könne sie sich kreuz und quer, vor allem aber auf und ab durch die engen und steilen Gassen bewegen – zur Besichtigung des Pantheon kam ich leider zu spät… der ist unverständlicherweise nur täglich nur von 10-17Uhr geöffnet… reichlich kurz für ein Nationalheiligtum… in ihm sind nahezu alle berühmten Portugiesen tatsächlich oder symbolisch bestattet
- Der späte Nachmittag und frühe Abend in der Altstadt recht schnell vergangen, so dass es schon nach acht war, als ich mich durch die Gassen auf in Richtung Jugendherberge machte… die fand ich dann nach einer Weile ohne weitere Umwege, stellte den Großteil meines Gepäcks ab und machte mich nochmals in den nahe gelegenen Park… ausgerechnet die eine von zwei Säulen des Denkmals zur Nelkenrevolution war aber nicht beleuchtet… wäre es in Deutschland, so stände dies symbolisch für unsere durchschnittlichen Wahlbeteiligungen und somit für die (Fehlein-)Schätzung der demokratischen Werte
- Wieder zurück in der Jugendherberge machte ich dann mit zwei Portugiesen Bekanntschaft, die auch in meinem Zimmer übernachteten… kurioser Weise waren beide ebenfalls aus Porto gekommen und sollten am nächsten morgen nach Deutschland, genauer gesagt nach Duisburg, fliegen… beide arbeiteten für Microsoft

Donnerstag, 17. Mai 2007

Tag 7 – 17.05.2007 – Porto


- die Fahrt im Nachtzug von Madrid nach Entroncamento war wieder angenehmer als die letzte… hatte diesmal sogar ein Bett, da es nur Schlafwagen gab… das Bett war dann auch noch lang genug und der Zug pünktlich… also soweit alles super
- in Entroncamento angekommen, erfuhr ich aber, dass der Fahrplan zwischenzeitlich geändert wurde und ich somit der 8:33 statt 7:11Uhr weiter nach Porto fahren konnte… Zeit hatte ich also genug und so beobachtete ich das morgendliche Treiben auf dem Bahnhof – schon in Spanien hatte ich festgestellt, dass in diesen Ländern das überqueren der Bahngleise nicht so restriktiv verboten ist wie bei in Deutschland… auf dem Weg nach Sevilla hatte der Zug an einem Einfahrtssignal gehalten, was einem Reisenden offenbar zu lang dauert, so dass er einfach mitten auf der Strecke ausstieg und quer über die Gleisanlage Richtung der nächsten Häuser lief – an diesem Morgen konnte ich nun in Portugal ähnliches beobachten… nur mit dem Unterschied, dass es hier überhaupt gar keine Unterführungen gab, sondern nur, wie bei uns früher auch, Bahnsteigübergänge… diese wurden von den meisten Leuten auch ordnungsgemäß genutzt… je kürzer die Abfahrt eines Zuges aber bevor stand, umso hastiger und sternförmiger strömten die Menschen quer über alle Gleisanlagen (und der Bahnhof hatte 12 Bahnsteige + weitere Durchfahrtsgleise) – mit den Abfahrtszeiten wurde es auch nicht so genau genommen… zumindest bei den Regionalzügen wurde auch noch auf den letzten Verspäteten gewartet… und da ständig wieder irgendwo einer auftauchte, konnte das dauern
- nachdem ich mich am unterhaltsamen Züge-Sprinten satt gesehen hatte, fiel mein Blick auf eine Bautafel auf einer trostlosen Fläche abseits der Gleisanlage… genug Zeit blieb mir noch, also machte ich mich auf das Schild aus der Nähe zu betrachten… abgebildet war auf dem Schild ein halbkreisförmiger Lokschuppen und es stand etwas von einem „Muesum National…“ darauf… nebenan befand sich eine alte verrostete Drehscheibe, in deren Umgebung noch die Überreste von Gleisen zu erkennen waren… in der anderen Richtung befand sich ein verfallener Lokschuppen mit einigen Gleisen, die voll gestopft mit Wagons und, auf ersten Blick nicht sichtbar, einigen Loks waren… anscheinend soll hier das portugiesische Eisenbahnmuseum entstehen… einen Grundstein vom 07. April 2007 fand ich dann auch noch… und die Loks und Wagen habe ich noch näher in Augenschein genommen… aber bis hier mal ein Museum steht, vergeht noch einiges an Zeit… hoffentlich sind die musealen Stücke bis dahin nicht völlig vom Rost aufgefressen
- da ich schon wieder viel zu viel schreibe, versuche ich meinen Weg bis zur Jugendherberge kurz zu fassen: InterCity nach Porto ohne Reservierung… Schaltermensch hatte mich nicht darauf hingewiesen… Schaffner war nett… in Porto erst der Versuch zu Fuß Richtung Jugendherberge… da Richtung aber völlig unklar und so doch wieder zurück und U-Bahn-Fahrschein gekauft… unglaublich aber war, Ubahn nicht gefunden, in falschen Zug eingestiegen, wieder Stadt auswärts gefahren, an der nächsten Haltestelle ausgestiegen und eine halbe Stunde auf Gegenzug gewartet… mit diesem dann ohne gültigen Fahrschein (verständnisvoller Kontrolleur) zum Stadtbahnhof gefahren - mit Map24-Kartenausdruck Jugendherberge gesucht und nicht gefunden… in Cafe nachgefragt.. auch keine Hilfe – mit offenem Notebook auf der Suche nach einem kostenfreien Hotspot durch die Straßen gelaufen… nach kurzer Zeit einen gefunden und noch mal genaue Reservierung und Adresse der Jugendherberge rausgesucht… dann auch gefunden… 19€ für Achtbettzimmer ohne Frühstück und Handtücher völlig überteuert!
- Auf meiner Suche nach einem kostenfreien Internetzugang wurde mir nebenbei auch gleich eine Digitalkamera zum Kauf angeboten – orginal und nicht geklaut, wie mir versichert wurde – das erinnerte mich gleich wieder an meinen ersten Tag in Mailand (hatte ich damals in meinem Blog vergessen)… die erste Person, die mich irgendwann in der Stadt ansprach, war ein alter Mann… in einem merkwürdigen Englisch fragte er woher ich komme, kannte München offenbar auch, erzählte von seinen Kindern und drückte mir dann seine Visitenkarte in die Hand… mit der Bemerkung seine russischen Mädchen seien alle ganz toll… andere Länder andere Sitten… merkwürdige Art um Kundschaft zu werben
- Porto jedenfalls ist mir weniger sympathisch als die anderen Städte… was in Madrid an Bergigem noch ganz angenehm war, ist hier ein einziges steiles Berg auf und ab, die Straßen sind fast alle eng und verwinkelt, es gibt schöne Plätze und Gebäude, aber Großstadtflair kommt keines auf – auch konnte ich bis jetzt nicht herausfinden, was die hier mit ihrer Straßenbahn anstellen… an einer Stelle verlegen sie neue Gleise… an anderer Stelle liegen noch alte, schon länger nicht mehr genutzten Schienen und an wieder anderer Stelle enden die Gleise abrupt
- Die Kirchen hier in Porto sind aus schlichtem Stein erbaut, einzig die Altäre sind über und über mit Gold verziert… jeglicher Kontrast geht verloren… prunkvoll, aber in meinen Augen nicht wirklich schön… beeindruckender ist da schon die doppelstöckige Brückenkonstruktion über den … - oberhalb des Bogens können Bahn und Fußgänger passieren, unterhalb hängt eine Straßenbrücke
- Nach meinen positiven Eindrücken in Spanien hatte ich mich schon auf die schönen südländischen Frauen gefreut... Porto ist diesbezüglich optisch jedenfalls kein Vergnügen… überhaupt keines… weis nicht, was die hier anders machen… vielleicht liegt es am Wasser oder an der Luft
- Nachdem mein Kamera Akku leer war und ich den anderen in der Jugendherberge hatte, habe ich mich, mit neuer Flüssigkeit ausgestattet, in einen Park gesetzt… eine Gruppe alte Männer beim Kartenspielen beobachtet und meine letzten Tage niedergeschrieben
- Anschließend in der Jugendherberge brauchte es zwar einige Zeit bis meine Internetverbindung stand, aber dann konnte ich die Blogs auch endlich posten

Tag 6 – 16.05.2007 – Madrid


- an diesem Morgen bin ich kurz nach sieben aufgestanden… das das Bad belegt war, habe ich gleich begonnen, meinen Rucksack wieder zu „stopfen“
- am Frühstückstisch saß ich gemeinsam mit meinem deutschen Bettnachbarn… wir unterhielten uns noch etwas über dies und das… unter anderem über die schönen spanischen Frauen… wovon auch einige den Frühstücksraum bereicherten… von den bisher besuchten Städten begegneten einem in Spanien wirklich die attraktivsten Frauen… zumal Miniröcke in Gürtelbreite hier anscheinend gerade in Mode sind ;-)
- nebenbei versuchte ich mit dem DB-Fahrplanplaner herauszubekommen, wann ich vom nahe gelegenen Bahnhof zum Hauptbahnhof und weiter nach Madrid kam – zwischen dreiviertel neun und viertel elf fuhr da gar nichts… also beschloss ich, das WLAN der Jugendherberge noch etwas zu nutzen und die letzten Ereignisse zu bloggen
- das dauerte dann aber doch etwas länger als gedacht… schnell noch bezahlen und dann in hastigem Schritte zum Bahnhof… dort angekommen musste ich feststellen, dass der DB-Planer wohl nur die Fernzüge umfasst und ich wahrscheinlich auch schon eher hätte zum Hauptbahnhof gelangen können
- dort angekommen, verstand der nette Schaltermensch nur spanisch und schickte mich zum Info-Schalter… der Kollege konnte Englisch und verstand mich… schickte mich aber wieder zu ersterem zurück… letztlich hatte ich dann meine Reservierung… musste auf dem Weg zum Zug noch Sicherheitsschleusen wie am Flughafen passieren und saß schließlich auf meinem Platz – während der Fahrt sortierte ich dann meine neuesten Bilder aus… zum Kopieren kam ich nicht mehr… der Zug war schon kurz nach 13Uhr und damit eine Stunde früher als von mir erwartet in Madrid
- der Bahnhof Madrid Atocha ist, neben dem in Monte-Carlo, der bisher schönste auf meiner Reise… auch er wurde komplett umgebaut… dafür wurde die alte weit überspannte Bahnhofhalle von Gleisen befreit in eine grüne Oase verwandelt… im Anschluss daran folgt der eigentliche, neue Bahnhof – funktionell, praktisch und schöner als die Beispiele Cordoba oder Sevilla
- vom Bahnhof aus bin ich dann erst einmal zum Retiro-Park – einer riesengroßen, sehr vielfältigen und schönen Grünanlage… habe die Atmosphäre ausgiebig genossen ehe ich weiter Richtung Altstadt gezogen bin… habe nach und nach die ganzen im ADAC-Stadtplan gekennzeichneten Sehenswürdigkeiten angesteuert… abermals viele beeindruckende Bauten… vom Stil her wieder ähnlich denen, in Barcelona oder Sevilla… ein völlig eigenes Gesicht bekommt die Stadt aber, da sie nicht plan auf einer Ebene liegt sondern sich über eine hügelige Landschaft erstreckt, so dass es selbst im Stadtzentrum ständig auf und ab geht
- Glück hatte ich am Königspalast… normalerweise kostet dieser 8 Euro Eintritt… Mittwochs allerdings ist der Zugang für alle Bürger der EU kostenlos J - die Begehung der Räume, die auch heute noch gelegentlich vom spanischen Königshaus genutzt werden, war interessant… allerdings fand ich die Ausgestaltung, sowohl der Wände als auch der Deckenfresken nicht ganz so schön, wie teilweise anderswo schon gesehen
- Vom Palast aus streifte ich weiter durch die Stadt, durch Latino-Viertel bis zur Oper… nicht verziert und doch baulich größer und imposanter als beispielsweise die Mailänder Scala… bis ich schließlich den Sonnenuntergang im Park Sabatini neben dem Königspalast genoss
- Kurz nach halb zehn machte ich mich zu Fuß zurück auf den Weg zum Bahnhof Madrid Atocha, von wo aus ich mit den Regionalzug die sieben Minuten zu Madrid Chamartin fahren wollte, um dort 22:45 meinen Nachtzug zu erreichen… auf halben Weg zum Bahnhof merkte ich, dass die Zeit doch etwas knapp wurde… es war bereits um zehn… so beschloss ich doch die U-Bahn zu nehmen und direkt nach Chamartin zu fahren… die U-Bahn in Madrid ist aber nur eine Art unterirdische Straßenbahn… klein und langsam… sie fuhr und fuhr und fuhr… immerhin zehn Minuten vor Abfahrt meines Zuges kam ich am Bahnhof an… erleichtert im ersten Moment… schockiert im nächsten, denn als ich die beeindruckenden vier Stockwerke des U-Bahnhofes erklommen und in der Bahnsteigunterführung angekommen war, musste ich feststellen, dass es hier an die 20 Bahnsteige, aber keine Anzeige zu den Zügen gab… so blieb mir nichts anderes übrig als nach Gefühl mal auf diesen mal jenen Bahnsteig hoch zu rennen und dort nach meinem Zug, einer Anzeige oder einem Bahnangestellten Ausschau zu halten… beim fünften Versuch und der Verzweiflung schon ziemlich nahe, konnte ich zumindest einen Schaffner fragen und wie sich herausstellte, stand ich glücklicherweise direkt vor meinem Zug… puh… also war das auch noch geschafft… wäre wirklich schade drum gewesen… keiner hatte soviel Zuschläge gekostet wie dieser… nach diesem Adrenalinstoß am Abend, war die dann kommende Nacht umso entspannter

Tag 5 – 15.05.2007 – Sevilla


- auch letzte Nacht habe ich wieder gut geschlafen… am Morgen wagte ich es aber nicht, das Abteil zu verlassen, denn Klimaanlage oder ähnliches gab es nicht und wenn ich außerhalb erst einmal wieder Frischluft geschnuppert hätte, wäre es umso unangenehmer gewesen, in diesen Dunst zurückzukehren… auch empfand ich angesichts der anderen Insassen jedes Husten als Störung der Todenruhe
- 7:10Uhr sollte der Zug in Cordoba ankommen und ich hatte nur fünf Minuten um meinen Anschluss zu erwischen… darüber musste ich mir keine Gedanken machen, denn wir hatten 25min Verspätung… die nächste Möglichkeit wäre eine Verbindung mit dem AVE gewesen… dafür hätte ich aber eine Reservierung benötigt, die mich zehn Euro gekostet hätte – bei der Deutschen Bahn wäre einem diese Gebühr aufgrund der Verspätung wahrscheinlich erlassen worden… der nette Mensch hier am Schalter versuchte mir aber zu erklären, dass meine Anschlussplanung viel zu knapp war und man immer eine Stunde Luft haben müsste…. merkwürdiger Service
- ich jedenfalls beschloss die reichliche Stunde auf den nächsten Regionalzug zu warten und sah mich in der Umgebung des Bahnhofs um – der Bahnhof war noch relativ neu und hier war, wenn auch mit anderen Zielen, ein Konzept umgesetzt worden, dass schon Hitler hatte… er wollte damals den Münchner Hauptbahnhof nach Pasing verlegen, um in Zentrumsnähe genug Freifläche für einen Aufmarschplatz zu gewinnen – hier in Cordoba hat man den Bahnhof ebenfalls ca. 800m außerhalb und teils unter die Erde gelegt… der neu gewonnen Platz wurde allerdings für Grünanlagen verwendet, wodurch das ganze viertel aufgewertet und neu belebt wurde
- gegen halb zwölf war ich schließlich in Sevilla… ungünstigerweise war auf meinem Kartenausschnitt des Stadtplans zwar die Jugendherberge und das Zentrum, nicht aber der Hauptbahnhof eingezeichnet… eine Touristeninformation konnte ich auch nicht finden… und so irrt ich anderthalb Stunden durch die Stadt bis zur Jugendherberge… bei 30° im Schatten und dem Gewicht auf dem Rücken kein wahres Vergnügen… immerhin kam mir die Erkenntnis, warum die meisten Spanier so klein sind… die meisten Grundstücke sind von ca. zwei Meter hohen Mauern umgeben… da die Sonne hier tagsüber sehr hoch steht, werfen diese Mauern nur sehr kurze Schatten… selbst wenn ich ganz eng an der Mauer entlang gelaufen bin, war mein Kopf doch immer noch in der Sonne… anders der eines Spaniers… aufgrund des kleinen Wuchses können sie in 30-40cm Entfernung von der Mauer immer noch vollständig im Schatten gehen J
- in der Jugendherberge angekommen, laß ich das Schild, dass alles ausgebucht war und macht mich ruhigen Gewissens auf die Suche nach meiner Buchungsnummer… mit Erschrecken musste ich feststellen, dass ich versehentlich für den falschen Tag, einen früher, reserviert hatte… obwohl ich ihm die Bestätigungsmail vor die Nase hielt, schien der Angestellte das aber nicht zu bemerken und so bekam ich trotzdem mein Bett für diese Nacht… auf dem Zimmer angekommen nutze ich erst einmal die Dusche und wusch meine Socken und Unterwäsche… meine elektronischen Geräte freute sich über neuen Strom und ich begann die nächsten Bilder von der Kamera aufs Notebook zu überspielen… leider dauert dieser Vorgang immer seeehr lange – nachdem ich soweit das wichtigste erledigt hatte, alles unwesentliche aus meinem Rucksack im Zimmer deponiert und mich etwas entspannt hatte, gings auf in Richtung Altstadt
- die Gassen sind ähnlich verwinkelt wie in Nizza, die Häuserfassaden aber nicht ganz so üppig ausgestattet… am schönsten gestaltet waren meist die Balkongeländer - die Bürgersteige aus eine Art mamorähnlichen Steinen
- nach einer Weile kam ich endlich an der berühmten Kathedrale an – enttäuscht musste ich aber feststellen, dass sie derzeit geschlossen und nur eine kleine, trotzdem noch prunkvolle Nebenkirche geöffnet hatte – entschädigt wurde ich aber durch die großartigen Eindrücke der Alcazar… dieser mittelalterische Königspalast ist meiner Erinnerung nach noch großzügiger und schöner angelegt als die Alhambra in Granada – in den Räumen, Innenhöfen und Gärten könnte man tagelang entspannen
- während meinem Wandeln durch die Gärten kam mir auch eine neue historische These in den Sinn – es ging um die hängenden Gärten der Semirames, einem der sieben Weltwunder… vielleicht ist unsere heutige, wörtliche Interpretation der Gärten falsch… vielleicht steht in diesem Zusammenhang das Wort Garten, im Sinne von Fruchtbarkeit, für Brüste… vielleicht hatte Semirames viele Kinder, die sie auch sehr lange säugte… sie war also sehr fruchtbar und die überlieferten hängenden Gärten, sind nur eine schönere Umschreibung ihrer Hängebrüste… gut möglich, dass die Geschichtsschreibung an dieser Stelle noch einmal korrigiert werden muss J
- nachdem das Gelände der Alcazar gegen 20:30 seine Pforten schloss, begab ich mich durch die Stadt ans Ufer des Guadalquivir und von hier aus in den Park Maria Luisa… neben weiteren schönen Eindrücken konnte ich hier endlich nicht immer nur mitfahren, sondern auch selbst einmal Lokführer sein ;-)

- auch in Sevilla gab es keine McDonalds-Milchshakes immerhin aber das einfach McDonalds Softeis… auch mal wieder lecker
- abends zurück in der Jugendherberge wusch ich gleich noch mein Hemd und meine Hose, duschte nochmals und machte dann Bekanntschaft mit einem Bettnachbarn… ebenfalls ein Deutscher… naja ein Bayer ;-) aus Altöttingen… er war von Sevilla aus 10 Tage lang einen Pilgerpfad in nördliche Richtung gewandert… abgeschiedener und anstrengender als der Jakobsweg, den er ebenfalls schon bereist hat… er hat mir noch einige seine Reiseerlebnisse erzählt, ehe wir gegen halb eins der Matratze das Wort überlassen haben

Mittwoch, 16. Mai 2007

Tag 4 – 14.05.2007 – Barcelona


- bin gestern 22:45 mit dem Bus zum TGV-Bahnhof von Aix-en-Provence gefahren… sehr schöner Neubau… mit großem geschwungenem Hauptdach und normalen Flachdächern auf den Bereichen der Bahnsteige, die unter dem Hauptdach hervorschauen… praktischer als in Berlin – während dem Warten habe ich fotografiert… bis ein Security-Mensch kam und meinen Fotografenausweis sehen wollte… er war der Meinung, das Fotografieren sei dort verboten… abermals merkwürdige Franzosen ;-)
- inzwischen weis ich auch, warum die Franzosen den TGV gebaut haben… diesmal habe ich mit dem TGV von Aix-en-Provence nach Marseille weniger als 15 Minuten gebraucht… mit dem Regionalzug am Mittag waren es anderthalb Stunden
- der Bahnhof in Marseille war ein Trauerfall… eigentlich schön gelegen, aber völlig im Umbau begriffen… gegen Mitternacht waren ca. 50 Reisende über die Bahnsteige verstreut – mindestens genauso viele Security, Polizeibeamte und Soldaten!!! liefen im Bahnhof auf und ab – die einzige Cafeteria hatte bereits seit 22:30 geschlossen… von McDonalds existierte nicht mehr als ein Plakat, die Toilettenfrau wollte oder konnte kein Geldwechseln und der einzige Getränkeautomat im ganzen Bahnhof nahm mein Geld zwar dankbar an, allerdings ohne mir auch etwas dafür zu geben – Resume: Marseille nur mit viel Proviant besuchen
- der Nachtzug war gut besucht… wie ich morgens festgestellt habe, waren schon wieder drei New Yorker direkt um mich… die sind anscheinend sehr reisefreudig
- bei einem halbstündigen Zwischenstop in Grenznähe habe ich die Gelegenheit genutzt, meine Hemd gewaschen, mit einem Handtrockner wieder trocken gefönt und mich frisch gemacht… danach fühlt man sich wieder wie ein Mensch J - aber es hat geregnet… im Wetterbericht für Barcelona waren tagszuvor über 25°C und Sonnenschein angekündigt
- in Barcelona angekommen, war es A…-kalt, regnerisch und stürmisch… wenn es hier schon so unangenehm ist, wie soll es dann erst in Irland oder Norwegen werden – das Wetter hat sich dann glücklicherweise etwas gebessert… die Wolken wichen dem Sonnenschein – was blieb war der stark böige Wind, der einem ständig irgendwelche Blütenteile in die Augen wehte
- ich war den ganzen Tag über im Altstadtzentrum und am Hafen unterwegs… aufgrund der Größe der Stadt könnte man hier problemlos eine Woche lang von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten unterwegs sein – das Stadtbild wird hauptsächlich von Jugendstilhäusern und modernen Gebäuden geprägt – dadurch unterscheidet sich Barcelona weniger von den Deutschen Städten als die anderen bisher besuchten… vor allem aber die Jugendstilhäuser… derart viele, derart große und reichhaltig verzierte – beeindruckend
- im Hafen lagen einige große Kreuzfahrtschiffe vor Anker – eine Fähre kam gerade an und wurde rückwärts zwischen den anderen Schiffen hindurch manövriert
- als letzte Attraktion wollte ich mir die berühmte Kathedrale von Barcelona anschauen – fünf Euro sollte mich das Vergnügen kosten… ärgerlich nur, dass der Eintritt ca. 30min später, ab 18Uhr, kostenfrei war – aber das stand nirgendwo – sehenswert war die Kathedrale allemal – „unglaublich“ was Menschenhand so alles hervorbringen kann – trotzdem ist für mich dies bezogen weniger manchmal mehr… schlichte Kirchen, wie die in Monte-Carlo strahlen für mich mehr Eleganz aus
- schön zu beobachten war in Barcelona die Lebensfreude auf der Straße: z.b. spontane Tanzeinlagen von Passaten vor Straßenmusikern... weniger schön anzuschauen: Schafsköpfe mit Augen in der Fleischauslage
- trotz vieler schöner Eindrücke, kam in Barcelona doch weniger Urlaubsgefühl auf, als in den anderen Städten – aber die Stadt lebt auch nicht so vom Tourismus, wie beispielsweise Nizza – hier vermischen sich Einheimische und Touristen so einer großen fast homogenen Masse
- nicht zu vergessen: das Eis war auch hier wieder ein Genuss… habe Schokoeis mit Peperoni probiert… genial
- bei meiner Weiterfahrt am Abend spielten sich dramatische Szenen am Bahnhof ab – manche Mitfahrer schienen ihre Familien zuvor Jahrlang nicht mehr gesehen zu haben und sie ebenso lange nicht wieder zu sehen… bin noch nie in einem derart alten Nicht-Museumszug gefahren… der Waggon knarrte an allen Ecken und Enden… und vom Altersdurchschnitt im Wagen konnte man denken, die meisten Fahrgäste waren schon bei der Jungfernfahrt dabei

Montag, 14. Mai 2007

Tag 3 – 13.05.2007 – Nizza/Aix-en-Provence




- bin durch andere im Zimmer kurz nach sieben wachgeworden
- wollte noch auf einen Hügel neben der Altstadt – hoffte auf schöne Fotomotive
- Zeit war knapp, wollte mit dem Zug 10:30 nach Aix-en-Provence, so bin ich sofort mit der Kamera losgelaufen… leider hatte ich den Hügel an der falschen Stelle vermutet – da war zwar auch einer… aber zwischen Nizza und dem Hügel, den ich hochlief, war noch ein weiterer – also schnell umgekehrt – am Hafen vorbei und auf den nächsten Hügel hoch… der Ausblick war sehr schön, aber ergab nicht so tolle Motive, wie ich erhofft hatte – anschließend schnell wieder nach unten – durch die Altstadt und zurück zur Jugendherberge
- dort traf ich kurz vor halb zehn ein – traf Yuhuei beim Frühstück und gesellte mich gleich dazu – anschließend habe ich mich auf dem Zimmer noch mal frisch gemacht und alle meine Sachen zusammengepackt, ehe wir gemeinsam zum Bahnhof gelaufen sind
- kamen dort erst 10min vor meiner Zugabfahrt an und ich brauchte noch eine Reservierung – Schalterschlange bestand aus ca. 20 Leuten, so habe ich direkt einen Bahnangestellten gefragt – der war so nett und brachte mich direkt zum Schaffner und so saß ich doch noch rechtzeitig im Zug – leider konnte ich mich von Yuhuei nicht mehr richtig verabschieden… vielleicht treffe ich ihn ja auf seinem nächsten Europa-Trip mal wieder oder falls ich mal in NY bin
- Klimaanlage im Regionalzug nach Aix-en-Provence war defekt -> brütende Hitze… außerdem war ein hyperaktiver ca. sechs Jahre alter Junge im Wagen… er hielt den Lautstärkepegel gleichmäßig auf Kinolautstärke, sprang auf den Sitzen herum und kroch darunter hindurch – seine Mutter schlief oder versuche ihn mit Gewalt zu bändigen… erfolglos – ich selbst wäre aber auch mit meinem Latein am Ende gewesen – keine Ahnung wie man so ein Kind einbremsen kann - das genaue Gegenteil saß mir direkt gegenüber… ein anscheinend sehr intelligenter Junge gleichen Alters – er verhielt sich ruhig – hat irgendwelche Kinderrätsel gemacht oder an seiner Angel herumgespielt – versuchte nur gelegentlich den anderen etwas zu beruhigen
- Zug stand dann zwischenzeitlich auch noch 20min irgendwo in der Pampa… anscheinend ohne Grund
- War dann kurz vor 15Uhr in Aix-en-Provence… die erste Dreiviertelstunde verbrachte ich mit der Suche nach der Touristeninformation und der Bushaltestelle, von der aus ich möglicherweise abends weiterfahren wollte
- Anschließend habe ich mich mit der Kamera bewaffnet in die Altstadt aufgemacht… leider kein Sonnenschein und somit keine Schatten – Stadt ist wirklich traumhaft – sehr großer Altstadtkern… war ca vier Stunden durchgängig zu Fuß unterwegs und habe sicher nicht jede Straße gesehen – in der Altstadt wurde jeder Bauplatz genutzt… keine einzige freistehende Kirche… alle wurden ringsherum umbaut… teilweise sehr kurios – bis auf eine waren alle Kirchen geschlossen, teilweise sogar verfallen – trotz Sonntag hatten einige Geschäfte offen, an Wochentagen ist in den Gassen aber sicher noch mehr Treiben – genau wie Nizza lohnt sich auch hier ein mehrtägiger Besuch
- Nach ewigem herumlaufen, habe ich auf einer Bank ausgeruht – den kurios-chaotischen Verkehr während dem Trödelmarkt-Zusammenpacken beobachtet und nach einer Weile unvermutet einen I-Net-Zugang gefunden… Rostock ist so gut wie aufgestiegen… Stuttgart fast Meister und Mainz leider schon definitiv abgestiegen – Massa und Hamilton mischen die Formel1 auf und die Chancen für Jena in der 2.Liga zu bleiben, stehen gut
- Komischer Franzose spricht mich schon zum zweiten Mal an… vorhin wollte er Wissen, ob etwas über Shakespeare im Internet steht… ist dann aber gleich weitergegangen, bevor ich verstehen konnte, was genau er wissen will – diesmal wollte er wissen, was wir in Deutschland über Adolf Hitler in der Schule lernen… merkwürdige diese Franzosen ;-)