- auch letzte Nacht habe ich wieder gut geschlafen… am Morgen wagte ich es aber nicht, das Abteil zu verlassen, denn Klimaanlage oder ähnliches gab es nicht und wenn ich außerhalb erst einmal wieder Frischluft geschnuppert hätte, wäre es umso unangenehmer gewesen, in diesen Dunst zurückzukehren… auch empfand ich angesichts der anderen Insassen jedes Husten als Störung der Todenruhe
- 7:10Uhr sollte der Zug in Cordoba ankommen und ich hatte nur fünf Minuten um meinen Anschluss zu erwischen… darüber musste ich mir keine Gedanken machen, denn wir hatten 25min Verspätung… die nächste Möglichkeit wäre eine Verbindung mit dem AVE gewesen… dafür hätte ich aber eine Reservierung benötigt, die mich zehn Euro gekostet hätte – bei der Deutschen Bahn wäre einem diese Gebühr aufgrund der Verspätung wahrscheinlich erlassen worden… der nette Mensch hier am Schalter versuchte mir aber zu erklären, dass meine Anschlussplanung viel zu knapp war und man immer eine Stunde Luft haben müsste…. merkwürdiger Service
- ich jedenfalls beschloss die reichliche Stunde auf den nächsten Regionalzug zu warten und sah mich in der Umgebung des Bahnhofs um – der Bahnhof war noch relativ neu und hier war, wenn auch mit anderen Zielen, ein Konzept umgesetzt worden, dass schon Hitler hatte… er wollte damals den Münchner Hauptbahnhof nach Pasing verlegen, um in Zentrumsnähe genug Freifläche für einen Aufmarschplatz zu gewinnen – hier in Cordoba hat man den Bahnhof ebenfalls ca. 800m außerhalb und teils unter die Erde gelegt… der neu gewonnen Platz wurde allerdings für Grünanlagen verwendet, wodurch das ganze viertel aufgewertet und neu belebt wurde
- gegen halb zwölf war ich schließlich in Sevilla… ungünstigerweise war auf meinem Kartenausschnitt des Stadtplans zwar die Jugendherberge und das Zentrum, nicht aber der Hauptbahnhof eingezeichnet… eine Touristeninformation konnte ich auch nicht finden… und so irrt ich anderthalb Stunden durch die Stadt bis zur Jugendherberge… bei 30° im Schatten und dem Gewicht auf dem Rücken kein wahres Vergnügen… immerhin kam mir die Erkenntnis, warum die meisten Spanier so klein sind… die meisten Grundstücke sind von ca. zwei Meter hohen Mauern umgeben… da die Sonne hier tagsüber sehr hoch steht, werfen diese Mauern nur sehr kurze Schatten… selbst wenn ich ganz eng an der Mauer entlang gelaufen bin, war mein Kopf doch immer noch in der Sonne… anders der eines Spaniers… aufgrund des kleinen Wuchses können sie in 30-40cm Entfernung von der Mauer immer noch vollständig im Schatten gehen J
- in der Jugendherberge angekommen, laß ich das Schild, dass alles ausgebucht war und macht mich ruhigen Gewissens auf die Suche nach meiner Buchungsnummer… mit Erschrecken musste ich feststellen, dass ich versehentlich für den falschen Tag, einen früher, reserviert hatte… obwohl ich ihm die Bestätigungsmail vor die Nase hielt, schien der Angestellte das aber nicht zu bemerken und so bekam ich trotzdem mein Bett für diese Nacht… auf dem Zimmer angekommen nutze ich erst einmal die Dusche und wusch meine Socken und Unterwäsche… meine elektronischen Geräte freute sich über neuen Strom und ich begann die nächsten Bilder von der Kamera aufs Notebook zu überspielen… leider dauert dieser Vorgang immer seeehr lange – nachdem ich soweit das wichtigste erledigt hatte, alles unwesentliche aus meinem Rucksack im Zimmer deponiert und mich etwas entspannt hatte, gings auf in Richtung Altstadt
- die Gassen sind ähnlich verwinkelt wie in Nizza, die Häuserfassaden aber nicht ganz so üppig ausgestattet… am schönsten gestaltet waren meist die Balkongeländer - die Bürgersteige aus eine Art mamorähnlichen Steinen
- nach einer Weile kam ich endlich an der berühmten Kathedrale an – enttäuscht musste ich aber feststellen, dass sie derzeit geschlossen und nur eine kleine, trotzdem noch prunkvolle Nebenkirche geöffnet hatte – entschädigt wurde ich aber durch die großartigen Eindrücke der Alcazar… dieser mittelalterische Königspalast ist meiner Erinnerung nach noch großzügiger und schöner angelegt als die Alhambra in Granada – in den Räumen, Innenhöfen und Gärten könnte man tagelang entspannen
- während meinem Wandeln durch die Gärten kam mir auch eine neue historische These in den Sinn – es ging um die hängenden Gärten der Semirames, einem der sieben Weltwunder… vielleicht ist unsere heutige, wörtliche Interpretation der Gärten falsch… vielleicht steht in diesem Zusammenhang das Wort Garten, im Sinne von Fruchtbarkeit, für Brüste… vielleicht hatte Semirames viele Kinder, die sie auch sehr lange säugte… sie war also sehr fruchtbar und die überlieferten hängenden Gärten, sind nur eine schönere Umschreibung ihrer Hängebrüste… gut möglich, dass die Geschichtsschreibung an dieser Stelle noch einmal korrigiert werden muss J
- nachdem das Gelände der Alcazar gegen 20:30 seine Pforten schloss, begab ich mich durch die Stadt ans Ufer des Guadalquivir und von hier aus in den Park Maria Luisa… neben weiteren schönen Eindrücken konnte ich hier endlich nicht immer nur mitfahren, sondern auch selbst einmal Lokführer sein ;-)
- auch in Sevilla gab es keine McDonalds-Milchshakes immerhin aber das einfach McDonalds Softeis… auch mal wieder lecker
- abends zurück in der Jugendherberge wusch ich gleich noch mein Hemd und meine Hose, duschte nochmals und machte dann Bekanntschaft mit einem Bettnachbarn… ebenfalls ein Deutscher… naja ein Bayer ;-) aus Altöttingen… er war von Sevilla aus 10 Tage lang einen Pilgerpfad in nördliche Richtung gewandert… abgeschiedener und anstrengender als der Jakobsweg, den er ebenfalls schon bereist hat… er hat mir noch einige seine Reiseerlebnisse erzählt, ehe wir gegen halb eins der Matratze das Wort überlassen haben
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