Dienstag, 29. Mai 2007

Tag 14 – 24.05.2007 – Edinburgh/Glasgow


- um halb acht holte mich mein Handywecker an diesem Tag aus dem Schlaf… ich bestückte meinen Rucksack, bis er wieder sein „Glanzgewicht“ hatte und begab mich zum Frühstück… ich hatte meine Teller mäßig bestückt und wollte mir gerade etwas zu trinken holen, als mich eine Angestellte fragte, ob ich kontinental oder schottisch zu frühstücken gedachte… das eine sollte mich 2,70£ das andere 4,50£ kosten… einigermaßen schockiert, blieb ich beim kontinentalen Frühstück, ging diesmal aber noch drei weitere Male zum Buffet… trotzdem empfand ich es als eine Frechheit, wie man 20£ für eine Übernachtung ohne Frühstück verlangen kann… immerhin sind das fast 30€
- gut gestärkt machte ich mich dann auf zum Edinburgh-Castle… ich wählte aber nicht den direkten Weg sondern ging die Royal Mile erstmal in entgegengesetzter Richtung bis ans Ende, um mir noch den Palace of Holyroodhouse und den Neubau des schottischen Parlamentes anzuschauen… diese beiden völlig unterschiedlichen Bauten und in nächster Nähe noch ein schräg aus dem Erdboden hervorragender Hügel sind sehr harmonisch anzuschauen… ein weiterer Teil der Stadt, der mir sehr gefiel
- anschließend gings dann wirklich zum Castle ... an der Kasse wurde ich abermals negativ überrascht… statt den Vortags wahrgenommenen 9€ Eintritt für Studenten, gab es für diese gar keine Ermäßigung… also musste ich die vollen 11€ Eintritt zahlen, nahm aber auch den Audioguide für weitere 3€ mit… irgendwie rutschte ich dann gemeinsam mit einer Touristengruppe durch den Eingang, wodurch meine Eintrittskarte unversehrt blieb… der Audioguide erwies sich als sehr informativ… ich hielt mich reichlich vier Stunden in dem Burgkomplex auf und die meiste Zeit davon erklärte mir eine sympathische Frauenstimme die Entwicklung der einzelnen Burgteile und deren Zusammenhang mit der schottischen und englischen Geschichte – in der Burg sind zusätzlich das schottische Militärmuseum, das Museum der Royal Scotsman und der Royal Guard untergebracht… allein für diese Ausstellungen hätte man getrost einen ganzen Tag aufwenden können… ich durchwanderte sie etwas zügiger und konnte somit immerhin mitbekommen, dass die Royal Guard der erste heute noch existente Teil der britischen Armee ist und das Musikchor der Royal Guard 1973 einen Welterfolg mit Amazing Grace feierte
- gegen 15 Uhr saß ich, etwas später als geplant, im Zug nach Glasgow… dort kam ich im Regen an… zum ersten Mal seit 14 Tagen musste ich gebrauch vom Regenschutz meines Rucksacks machen… meine Regenjacke samt Kapuze erledigten den Rest und so ging es unbeirrt durch Glasgow… da sich bei dem Regenwetter schlecht nach kostenlosen Internetzugängen im Freien suchen ließ, ging ich in die Touristeninfo… dort war eine Dame so nett, ermittelte aus dem Link zur Jugendherberge (allem was ich hatte), die genaue Adresse und zeichnete sie mir auf dem Stadtplan ein… direkt zur Jugendherberge wollte ich noch nicht… sie lag etwas abseits und ich hatte nur diese paar Abendstunden in Glasgow Zeit… mit Sightseeing stands auf Grund des Wetters aber auch ungünstig und so besuchte ich eine Architektur- und Designausstellung einer Gruppe junger Künstler im Zentrum Glasgows… die Ausstellung war interessant, allerdings hätte ich mir mehr Ausstellungsobjekte erwartet… nach einer reichlichen Stunde war für diesen Tag Veranstaltungsschluss und ich musste wieder in den Regen… einen ersten Eindruck einer Stadt bekommt man meist in und um die wichtigste Kirche/Kathedrale… also machte ich mich durch die Innenstadt auf zur Glasgow Cathedral… kurz vor Toresschluss konnte ich mir auch diese noch anschauen… interessanter als die Kirche selbst war der riesige Friedhof nebenan… direkt um die Kirche war der Rasen übersäht mit teils überwachsenen, unleserlichen Grabplatten… zusammen mit einige verfallenen größeren Grabmälern an der Friedhofsmauer, wirkten sie bei diesem grauen Regenwetter irgendwie unheimlich und anziehend zugleich… so versuchte ich auf diesem Friedhof einige Grabinschriften zu entziffern und die Atmosphäre wirken zu lassen… in Fotos ließ sich das nicht erfassen… oder zumindest hatte ich an diesem Tag und bei diesem Wetter keine Lust es zu versuchen… durch eine Straße getrennt lag in der Nähe ein weiterer viel größerer Friedhof… auf einem Hügel… riesige Grabmäler, Säulen und Mausoleen… über eine Brücke erreichte ich auch dieses Gelände und machte mich auf den Gipfel des kleinen Berges zu erklimmen… am höchsten Punkt stand eine alles überragende Säule in Gedenken an John Knoxx, den Martin Luther Großbritanniens… hoch über der Stadt hat dieses Monument als auch der ganze Friedhof einen außergewöhnlichen Platz… so stand ich dort… Stille… nur fern hallender Straßenlärm… die ganze Stadt überblickend… in Gedanken an frühere Zeiten, über die ich Stunden zuvor in Edinburgh soviel gehört hatte - alles ist vergänglich… das wurde einem hier mehr denn irgendwo anders bewusst… warum bin ich eigentlich hier… wie viel zeit bleibt mir mit meinen Großeltern… meiner Familie… Freunden… sind sie sich des Sinns Ihres Lebens sicher… jeder muss ihn für sich selbst finden… und der eigenen Unsicherheit bewusst, traut man sich kaum danach zu Fragen
- mit noch nachwirkenden Gedanken machte ich mich wieder Richtung Innenstadt auf… der Regen lies etwas nach… im Zentrum kaufte ich noch eine kleine Schachtel Nivea-Creme… fast 14 Tage lang verschont, hatte sich doch seit gestern die erste Blase zu mir gesellt… für alle die anatomisch stärker interessiert sind: sie befindet sich zwischen großer und nebenstehender Zehe… halb im Zehzwischenraum, halb an der Fußsohle… ungefähr Erbsen-groß… schon zwei Tage zuvor hatte ich an dieser Stelle etwas gespürt, aber noch nichts gesehen… seit gestern war die Blase nun auch erkennbar, machte sich beim Laufen aber kaum bemerkbar – ganz anders meine Schuhe… mit der Schnürung habe ich schon seit meinem zweiten oder dritten Tag des öfteren Probleme… häufiger fühlten sich die Mittelfüße durch die Schnürsenkel eingeengt an… ich konnte die Schnürung aber nur unwesentlich lockern zumal sie sich beim Laufen oben weiter ausweitete und Richtung Zehen wieder verengte, was dem Ursprungszustand entsprach… unterm Strich bemerkte ich das Drücken der Schnürung aber nur zwei, drei Mal am Tag und hatte sonst beim Laufen keine Probleme… wohl dem - aber: seit York quietschen meine Schuhe beim Laufen… angefangen hatte es mit dem Linken… auf dem Weg vom Stadtzentrum zur Jugendherberge in York verursachte plötzlich fast jeder zweite Schritt ein Geräusch… sofort erinnerte ich mich mit Schrecken an einen Internetkommentar zu einem anderen Schuh der gleichen Firma… dort waren ebensolche Geräusche erwähnt worden… anfangs versuchte ich noch herauszufinden, ob die Geräusche nun von der Verse des linken oder dem Fußballen des rechten Schuhes verursacht wurden… später war das Geräusch mal wieder weg oder ich überhörte es schlicht weg
- gegen 21 Uhr kam ich in der Nähe der Jugendherberge von Glasgow an… da inzwischen der Regen aufgehört hatte und unter den tief hängenden Wolken, die noch tiefer stehende Sonne hindurch schien ging ich nicht direkt zur Jugendherberge sondern erkundete erst noch einen nahe liegenden Park… dort machte ich unter anderem mit dem Monument eines Generals Bekanntschaft der 82 jährig beim Besuch seiner Truppen im November 1914 verstorben ist… welch Glück für ihn, dass ihm der folgende Stellungskrieg erspart blieb
- gegen halb zwölf versank ich schließlich in der Jugendherberge in meinen wohlverdienten Schlaf

1 Kommentar:

Danilo hat gesagt…

Hey Lars,
klingt ja gar nicht gut mit deiner Blase. Ich muss zugeben, dass sich jetzt zu meinem Mitleid auch noch ein schlechtes Gewissen gesellt - zumal du ja auch noch so schöne Beschreibungen lieferst :-)

Wollte dir doch so gern meine Creme vermachen und sie mit auf Reise schicken. Aber nun ja ... im Eifer des Gefechts ... weißt ja... Tuut mir leid! Ich hoffe doch, dass du annähernd guten Ersatz gefunden hast. Dann weiterhin eine gute Reise!
Romy